Dezember 1860 …
Über den zerklüfteten Horizont im Osten kroch das schwefelgelbe Licht des anbrechenden Tages. Die Berge im Norden, Westen und Süden waren finstere, bedrohlich anmutende Silhouetten, an riesige Mahnmale erinnernd, überdimensionale Grabsteine in einem wilden und gefährlichen Land, in dem die Zivilisation noch in den Kinderschuhen steckte. Die ersten Vögel verabschiedeten mit ihrem Gezwitscher die Nacht.
Auf der Ward Ranch ging Licht an. Für John Ward und seine Frau Jesusa war die Nacht zu Ende. Auf sie wartete viel Arbeit. John Ward und seine drei Cowboys wollten Mavericks brandmarken. Jesusa – sie war mexikanischer Abstammung –, musste das Haus hüten, das Nutzvieh versorgen und sich um Felix, ihren neunjährigen Sohn, kümmern.
Jesusa machte Feuer im gemauerten Herd. Das Licht der Petroleumlampe, die über dem aus groben Brettern gezimmerten Tisch von der Decke hing, reichte nicht aus, um den Raum bis in die Ecken auszuleuchten. Es legte düstere Schatten in das schmale, vorzeitig gealterte Gesicht der Frau mit dem herben Zug um den Mund, und es spiegelte sich in ihren Augen wider, in denen das Feuer der Jugend längst erloschen war.
Ihr Leben war immer schon ein einziger Daseinskampf gewesen.