Eine neue große Liebe und zwei Ex-Männer, die Nächte zwischen Sex-Partys und Literaturproduktion, Reisen durch Deutschland, Europa und Asien, Besuche beim Therapeuten, eine einsame alte Mutter, die Wut auf das Scheitern der DDR und den kapitalistischen Wahnsinn – dies sind die wichtigsten Themen im Tagebuch eines Jahres. Es ist das Jahr, in dem der Autor 50 wird, und die Selbstbefragung an der Schwelle des Alters ist zugleich ein Blick zurück. Anders als in seinen Romanen "Abel und Joe" und "Die Eignung" verzichtet Sollorz auf eine fiktive Handlung und schreibt unmaskiert über seine Suche nach sinnhaften Nischen in einer Welt im Umbruch. Statt um Befindlichkeiten geht es um Standpunkte und Leidenschaften – im Wechsel von Themensträngen und einzelnen Erlebnissen entfaltet der Text seine eigene Dramaturgie. Sollorz ist hier ein großer Wurf gelungen.