Schreiben wollte ich bereits als Kind. Mit Sechzehn verfaßte ich ein blutrünstiges Drama, worüber alle gewaltig lachten. Es mangelte mir an menschlicher Reife, denn ich begriff nicht, daß mir damit etwas sehr Schwieriges gelungen war. Ich wandte mich anderen Dingen zu, über denen ich meine schriftstellerischer Berufung aus den Augen verlor. Ich unterzog mich willig sämtlichen Frauenförderungsmaßnahmen, erwarb fast alle "Abzeichen für gutes Wissen" und leistete meinen Beitrag zur Reproduktion der DDR-Bevölkerung. Als ich mein altes Vorhaben längst endgültig vergessen hatte, brachen die vorliegenden Geschichten völlig ungerufen aus mir heraus. Damit möchte ich mich keineswegs vor der Verantwortung drücken, vielmehr sehe ich meinem unvermeidlichen Schicksal, nach Erscheinen dieser Geschichte ein unbemanntes Dasein fristen zu müssen, gefaßt ins Auge. - Helga Königsdorf