Das Ende der Basmatschen

Heinz Kruschel

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Beschreibung zu „Das Ende der Basmatschen“

In den zwanziger Jahren, als die Basmatschen im sowjetischen Zentralasien, unterstützt von den Engländern, mit Terror und Mord einen muselmanischen Staat aufbauen wollten, kämpften Sawrija und Ulug nicht nur um ihre Liebe, sondern auch um das Leben des Dichters, das sie aber nicht mehr retten konnten.

LESEPROBE:
Akramow ging so schnell, dass Ulug Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten. Akramow war groß und stiernackig, er wirkte nicht wie ein Dramatiker, jedenfalls hatte sich Ulug einen Dramatiker anders vorgestellt, nicht so schwergewichtig, stark wie ein Lastträger.
Sie überquerten den Registan-Platz. Ulug war überrascht von der Schönheit der drei Medressen, die den Platz säumten.
»Hier verkündeten die Herolde der Timuriden ihre Schlachten und Siege«, sagte Akramow mit dröhnendem Bass, »hier beteten zehntausend Moslems, hier sprach auch Kalinin vor fünf Jahren, ich habe ihn gesehen und gehört ...« Er führte Ulug in den Innenhof der Medresse Schir-Dor, bat den Jungen um einen Augenblick Geduld und ging noch einmal zu dem löwenbemalten Portal zurück. Kein Mann war ihnen gefolgt, nur eine alte Blumenfrau, tief verschleiert und krumm, stand vor der Medresse, eine stumme Larve. Akramow sah sie aufmerksam an, dann ging er schnell zurück, durchquerte mit Ulug den verwilderten Garten, schlug einen großen Bogen hinter dem Gebäude und führte ihn hinter die Tillja-Kari-Medresse. Sie stiegen die Stufen einer Treppe empor. Im Kreuzgang saß ein junger Mann mit angezogenen Knien am Boden und lächelte breit, als er Akramow erblickte. Die Schneidezähne des Mannes standen schief, er trug eine mit silbernen Ornamenten bestickte Tjubetejka, sonst aber Hemd und Hose wie ein Europäer. »Die Blumenfrau, glaube ich«, sagte Akramow zu ihm, »sie wirkt wie ein Mann.«
»Das werden wir bald haben.« Der Mann erhob sich und schüttelte Ulugs Hand. Er war groß und hager. »Ich bin Murat. Geht schon zu ihm hinein.«
Hamsa saß in einer Zelle und schrieb, die Besucher traten ein und blieben eine Weile an der Tür stehen. Ulug sah sich den Mann genau an, dessen Gedichte er auswendig kannte. Mit Sawrija zusammen hatte er sie aufgesagt. Seine Stücke hatten sie im Unterricht behandelt.
»Ich grüße euch. Setzt euch doch. Dich kenne ich auch, du bist der Bruder Scharafats, sie wird bald in Samarkand Theater spielen.« Hamsa sprach schnell und schien nervös zu sein. Akramow hatte Ulug erzählt, dass Hamsa nur wenig schlafe.
»Scharafat? Hier?«
Hamsa nickte. Dann wandte er sich an Akramow:

Über Heinz Kruschel

Heinz Kruschel, 1929–2011, Sohn eines Bergmanns und späteren kaufmännischen Angestellten der Staßfurter Salzbergwerke, entging nur knapp dem für seine Generation typischen Schicksal, im finalen Aufgebot der letzten Kriegstage - dem "Volkssturm" - verheizt zu werden.
Noch ehe er seine Modelltischlerlehre beendet hatte, beschloss die Partei, in die er jung eingetreten war, dass er Neulehrer zu werden habe, und ließ ihn 1949/50 am Lehrerbildungsinstitut in Staßfurt studieren. Anschließend war er Lehrer in Sandersdorf - den Schülern jeweils ein Kapitel im Lehrbuch voraus -, danach in Magdeburg und Egeln sowie Direktor einer Erweiterten Oberschule in Havelberg.
Nach einem berufsbgeleitenden Fernstudium der Germanistik war er Journalist und Kulturredakteur bei der "Volksstimme" in Magdeburg. Ab 1963 lebte er als freier Schriftsteller in Magdeburg, bereiste im Auftrag von Illustrierten wie der "Für dich" Ungarn, Bulgarien, Usbekistan und Kuba und schrieb zahlreiche Erzählungen und Romane für Jugendliche und Erwachsene.
Sein Roman "Das Mädchen Ann und der Soldat" wurde 25 Jahre lang immer wieder neu aufgelegt, während Bücher wie "Der Mann mit den vielen Namen" oder "Leben. Nicht allein" erst nach erbitterten Auseinandersetzungen mit jenen Behörden, die Literatur zu genehmigen hatten, erscheinen durften.
Sein Roman "Gesucht wird die freundliche Welt", der als erster in der DDR das Thema des Umgangs mit straffällig gewordenen Jugendlichen thematisierte, wurde 1978 von Erwin Stranka unter dem Titel "Sabine Wulff" verfilmt.
Auszeichnungen:
Erich-Weinert-Preis der Stadt Magdeburg
Theodor-Körner-Preis
Banner der Arbeit
Literaturpreis des FDGB
Vaterländischer Verdienstorden
Bibliografie:
Jugendbücher
In Wulnitz ist nichts los, Kinderbuchverlag Berlin 1961 (Illustrationen von Hans Betcke)
Rette mich, wer kann, Verlag Neues Leben Berlin 1969 (Illustrationen von Renate Jessel; Taschenbuchausgabe 1976 im Militärverlag Berlin; auch auf slowakisch und ukrainisch)
Mein elftes Schuljahr, Verlag Neues Leben Berlin 1971 (Illustrationen von Volker Pfüller; 3., überarbeitete Auflage 1977)
Rebell mit Kreuz und Schwert. Das Leben des Thomas Müntzer, Kinderbuchverlag Berlin 1972 (Illustrationen von Rudolf Grapentin)
Zwei im Kreis, Verlag Neues Leben Berlin 1979
Meine doppelte Liebe, Verlag Neues Leben Berlin 1983
Endlich ein Mann sein, Verlag Neues Leben Berlin 1987
Romane und Erzählungen
Das Kreuz am Wege, Roman, Militärverlag Berlin 1962
Jenseits des Stromes, Erzählung, Mitteldeutscher Verlag Halle/Saale 1964
Das Mädchen Ann und der Soldat, Militärverlag Berlin 1964 (Illustrationen von Rudolf Grapentin; auch auf russisch)
Marihuana, Militärverlag Berlin 1965 (Kleine Erzählerreihe Nr. 63)
Paragraph 51?, Militärverlag Berlin 1965 (Kleine Erzählerreihe Nr. 105)
Andrew Tracys großer Job, Militärverlag Berlin 1966 (Kleine Erzählerreihe Nr. 72)
Jeder Abschied ist ein kleines Sterben, Militärverlag Berlin 1969 (Illustrationen von Eberhard Binder)
Die Rebellion der Franca Viola, Militärverlag Berlin 1969 (Kleine Erzählerreihe Nr. 149)
Der Köder, Militärverlag Berlin 1969 (Kleine Erzählerreihe Nr. 152)
Das Moor schweigt, Militärverlag Berlin 1970 (Illustrationen von Erhard Schreier; Erzählerreihe Nr. 159)
Die Gefangenen, Militärverlag Berlin 1971 (Illustrationen von Karl Fischer; Erzählerreihe Nr. 175)
Wind im Gesicht, Roman, Mitteldeutscher Verlag Halle/Saale 1971
Das Ende der Basmatschen, Militärverlag Berlin 1972 (Meridian Nr. 35)
Die Schneidereits, Roman, Militärverlag Berlin 1973 (gekürzte Taschenbuchausgabe 1980)
Der Köder, Erzählungen, Militärverlag Berlin 1974 (Taschenbuchausgabe unter dem Titel Die Zauberer von Baracoa, 1975)
Der Mann mit den vielen Namen. Roman um Conrad Blenkle, Verlag Neues Leben Berlin 1975 (auch Weltkreis Verlag Dortmund, 1975; überarbeitete Ausgabe 1976)
Gesucht wird die freundliche Welt, Roman, Mitteldeutscher Verlag Halle/Saale 1976
Der rote Antares, Roman, Militärverlag Berlin 1979
Sein letzter Tag, Erzählung, Verlag Neues Leben, Berlin 1981 (Das neue Abenteuer 414)
Leben. Nicht allein, Roman, Mitteldeutscher Verlag Halle/Saale 1982
Tantalus. Kriminalroman, Mitteldeutscher Verlag Halle/Saale 1985
Lamyz, Erzählungen, Ziethen Verlag Oschersleben 1995
Ihr wilder Mut, Erzählungen, Geest-Verlag Ahlhorn 2001
Fine, das Teckelmädchen, Erzählungen, Geest-Verlag Vechta-Langförden 2001
Der große Teufelsrochen, Erzählungen, Geest-Verlag Vechta-Langförden 2003 (Illustrationen von Heinz Israel)
Essay und Reportage
Winterreise in den Sommer, Militärverlag Berlin 1967 (Meridian Nr. 3)
Magdeburg, Bucher Verlag München 1993 (Fotos von Georg Kürzinger)
Bruno Beye oder: Müssen Nutzen und Schönheit die ewigen Feinde sein?, Magdeburg 1981
B. B., der Augenmensch. Gedanken über den Maler Bruno Beye, Ziethen Verlag Oschersleben 2002
Als Herausgeber
Querbeet, Oschersleben 1993 (zusammen mit Dorothea Iser)
Immer wieder Ikarus, Oschersleben 1995 (zusammen mit Dorothea Iser)
Auf dem Rücken der Schwalben, Oschersleben 1997 (zusammen mit Dorothea Iser)
Einmal Kolumbus sein. Texte und Zeichnungen von Schülern aus Sachsen-Anhalt, Halle/Saale 1997 (zusammen mit Dorothea Iser und Jürgen Jankofsky)
Fluchtwege. Jerichower Tagebuch, Magdeburg 1997 (zusammen mit Dorothea Iser)
Schwarze Kolibris. Interlesebuch, Magdeburg 1997 (zusammen mit Dorothea Iser)
Kinder, Kaiser & Klamotten. Texte und Zeichnungen von Schülern aus Sachsen-Anhalt, Magdeburg 1998 (zusammen mit Dorothea Iser und Jürgen Jankofsky)
Und morgen reden wir weiter. Autoren aus fünf Ländern erzählen, Oschersleben 1999 (zusammen mit Dorothea Iser)


Verlag:

EDITION digital

Veröffentlicht:

2014

Druckseiten:

ca. 85

Sprache:

Deutsch

Medientyp:

eBook


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