Der Iran und seine zentralasiatischen Grenzregionen am Amur Darja und Syr Darja gehören zu den großen Kulturräumen der Erde. Städte wie Isfahan und Samarkand erinnern an den Zauber von Tausendundeiner Nacht, die Ruinen von Persepolis und Ayaz Qala führen zurück in eine längst vergessene, vorislamische Geschichte. Und am Grab des Naqschbandi in Buchara oder im Mausoleum Ayatollah Chomeinis begegnet dem Reisenden eine religiöse Inbrunst, die die Welt aus den Angeln heben will. Eine Reise durch den iranischen Kulturraum erlaubt deswegen nicht nur die Begegnung mit erstrangigen Zeugnissen der Geschichte, sondern auch einen Einblick in eine religiös und ästhetisch vollkommen andersartige Gegenwart. Der Islam, der in der Phase seiner derzeitigen religiösen und demografischen Expansion dabei ist, den Ordnungsentwurf der westlichen Welt herauszufordern, erweist sich in der Nahbetrachtung als eine hochdifferenzierte und widersprüchliches Phänomen - anders von Epoche zu Epoche, von Stadt zum Land und völlig unterschiedlich etwa im schiitischen Teheran oder dem sunnitischen Taschkent. Ludwig Witzani ist dieser Vielfalt auf zwei Reisen nachgegangen und traf auf Märtyrerkult und Toleranz - aber immer wieder auch noch auf den traditionllen Islam, den einstmals so friedlcihen Bruder des Westens, in dessen Moscheen es sich so weltabgewandt vom Göttlichen träumen lässt wie nirgendwo sonst auf der Welt...