Bis heute überschattet Entsetzen über Völkermord und Vernichtungskrieg die Frage nach der Anziehungskraft der NSDAP, die ab 1930 massenhafte Zustimmung bei Wahlen fand. Welche Themen der Ideologie, welche Praxis, welche Erlebnisangebote und Bilder überzeugten? Worin bestand die emotionale Anziehungskraft der NS-Bewegung? Wie bezog sich diese Attraktion auf die Bedürfnisse und Ängste, die nach der Weltkriegsniederlage in den Dauerkrisen der Weimarer Republik entstanden? Der Band beleuchtet die Ursachen der Zustimmung zur NS-Bewegung aus sozial- und kulturgeschichtlicher Sicht. Sozialpsychologische und psychoanalytische Beiträge ergänzen die historischen Perspektiven, um besser zu verstehen, wie sich die geschichtlichen Ereignisse in subjektives Erleben umsetzen und die NS-Angebote attraktiv werden lassen. Die Erosion von gesellschaftlichen Strukturen und Perspektiven verstärkte Bedürfnisse nach einer radikalen Erneuerung, gewaltsamer Expansion und Verfolgung der "Schuldigen". Gleichzeitig beförderten die Krisen auch diametral entgegengesetzte Wünsche nach Sicherheit, Harmonie und exkludierender Ordnung in einer autoritär geführten Volksgemeinschaft. In drei abschließenden Arbeiten weisen die Autoren - bei allen Unterschieden - vergleichbar widersprüchliche Muster im aktuellen Rechtsextremismus nach.