Ich bin kein großer DIY-Künstler. Bis vor Kurzem wusste ich nicht mal, was DIY (do it yourself) bedeutet. Ich dachte es wäre vielleicht sowas ähnliches wie FYI (for your information). Weit gefehlt! Schon die Anleitung zum Aufbau eines Regals einer hier aus Gründen nicht namentlich erwähnten großen schwedischen Möbelhauskette überfordert mich in demütigender Regelmäßigkeit. Zur letzten Adventszeit bastelte ich mit einer Freundin eine Laterne. Die Freundin ist Erzieherin und daher Profi. Meine Laterne sah so aus wie die eines durchschnittlich-begabten Vierjährigen. Das war mein Urteil, nicht ihres (aus pädagogischen Gründen würde sie das nie so sagen), aber ich attestierte mir jedenfalls beim Basteln weitgehend talentfrei zu sein.
Doch einmal im Jahr komme ich mir vor wie ein fulminanter Künstler und Kreateur! Gäste loben meine Kreativität, die pfiffige Idee an sich und bestaunen mein Werk. Dann schwillt mein Herz vor Stolz. Gleichzeitig jubiliert meine schwäbische Seele, weil ich das ganze Werk nahezu ohne das Ausgeben von Geld geschaffen habe. Wovon die Rede ist? Vom einfachsten Adventskranz der Welt! Selbstgemacht mit viel Liebe, aber ohne den in der Vorweihnachtszeit ohnehin schon strapazierten Geldbeutel nennenswert zu belasten. Die Bastelei wird dabei kombiniert mit einem Spaziergang (Beutezug) an der frischen Luft und das Basteln an sich ist auch mit minimalem Zeitaufwand umsetzbar. Und das Gefühl, den eigenen Adventskranz selbst gebastelt zu haben, anstatt in einem seelenlosen Konsumtempel einen Standard-Massenkranz erworben zu haben, ist einfach unschlagbar!
Und weil es wirklich so unfassbar einfach ist, zeige ich Dir hier, wie Du auch Deinen Adventskranz ganz einfach selbst basteln kannst.
© Fabian Zöller
Bevor es losgehen kann, benötigst Du natürlich die Materialien, mit denen Du den Adventskranz bauen möchtest. Die Liste oben ist dabei nur ein Anhaltspunkt und die Bauweise wie hier vorgestellt nur eine Option unter vielen. Deiner Kreativität bei der Zusammenstellung Deines Adventskranzes sind quasi keine Grenzen gesetzt. Aus Sicherheitsgründen und vor allem Gründen des Brandschutzes solltest Du auf eine statisch stabile Grundkonstruktion achten und die Kerzen des Kranzes natürlich nur unter Beobachtung brennen lassen. Merke: Wenn der Kranz brennt und nicht nur die Kerzen, ist man ein wenig über das Ziel hinausgeschossen.
Die Zweige kannst Du auf jedem Markt, oft sogar im Supermarkt oder im Baumarkt kaufen. Wer das Glück hat, ein Stück Wald zu besitzen oder einen Nadelbaum im Garten zu haben, kann sich natürlich auch da bedienen. Am besten eignen sich Tannenzweige oder auch Zweige von „Douglasien“, die riechen nicht nur hervorragend, ihre Nadeln sind auch nicht so spitz und stachelig wie etwa Fichtennadeln.
© Fabian Zöller
Das Moos kannst Du problemlos im nächsten Wald suchen, dabei solltest Du natürlich darauf achten, dass Du nur so viel mitnimmst, wie Du tatsächlich brauchst (und auch keine blinden, achtbeinigen Passagiere an Bord hast, mit denen Du Wohnung oder Skoobe-Büro infizierst) (Anm. der Skoobe-Kollegen). Für die gezeigte Anleitung ist nicht viel Moos erforderlich. Nebenbei kannst Du im Wald auch noch nach schönen Zapfen oder anderen Materialien fahnden, die zur Dekoration Deines Adventskranzes dienen sollen. Zapfen von Pinien wird man hierzulande kaum finden, aber die gibt es oft auf Märkten oder in Supermärkten zu kaufen. Pinienzapfen haben dabei gleich mehrere Vorteile: Wenn man den Zapfen kauft, sind die Samenschuppen meist noch geschlossen. Sie entfalten sich erst in der Wärme der Wohnung. Dabei verströmt der Pinienzapfen einen angenehmen Duft und verliert seine Kerne. Diese Kerne kann man knacken und das Innere davon essen – angebratene Pinienkerne etwa eignen sich ganz hervorragend, um sie zu einem Salat hinzuzugeben. Die Ausbeute aus handelsüblichen Zapfen ist jedoch meist mehr als überschaubar und eher symbolischer Natur. Wichtig ist der Zapfen später als zentrales Dekoelement. In der heimischen Natur sind jedoch die kleinen Zapfen der Föhren (das sind die einzigen Nadelbäume die des Winters ihre Blätter verlieren) häufig zu finden und ein schönes Dekoelement, oft weht es im Spätherbst ganze Äste mit vielen kleinen Zapfen vom Baum.
So ein Spaziergang hat den Vorteil, dass Du an die frische Luft kommst, Dir Bewegung verschaffst und Material „erbeuten“ kannst. Drei Fliegen mit einer Klappe – der BWLer in mir jubiliert jedes Mal, wenn ich eine solche Bilanz ziehen kann. Nichts entschleunigt dabei so sehr wie ein Spaziergang an der frischen Luft, selbst meditieren zum Gesang tibetischer Mönche mit Räucherstäbchen ist dagegen wie Rushhour in der Tokioter U-Bahn.
Platziere das Moos auf dem Teller oder Tablett. Anschließend kannst Du die Zweige von der Tellermitte wegzeigend einarbeiten und im Moos lose befestigen. Der schwere Pinienzapfen (oder ein anderer recht schwerer Gegenstand, falls gerade kein Zapfen zur Hand ist) stabilisiert die Zweige dann weiter. In der Lücke zwischen den Zweigen kannst Du die vier Kerzen anbringen – mit dem flexibel formbaren Moos kannst Du ganz einfach eine ebene Unterlage schaffen. Anschließend kannst Du die Föhrenzapfen oder andere kleine Dekogegenstände (getrocknete Orangenscheiben, Mandarinen, Erdnüsse, Stroh- oder Papiersterne etc.) passend auf dem Kranz platzieren. Ich finde minimalistisch-natürliche Kränze am schönsten, aber je nach Geschmack kannst Du auch eine Prise Christbaumkugeln oder ähnliches hinzufügen.
Fertig ist der einfachste Adventskranz der Welt. Herzlichen Glückwunsch!
Allen Skoobe-LeserInnen wünschen wir viel Spaß beim Nachbasteln und eine besinnliche Adventszeit!
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