Ihre barmherzige Lüge
Aus Liebe brach sie ihren Schwur
Von Wera Orloff
Christa wuchs im Kloster Marienberg auf, nachdem sie ihre Eltern bei einem Brand verlor. Sie erwies sich als sehr anstellig, fromm und liebenswert und wurde im Lauf der Jahre von den Schwestern ins Herz geschlossen. Nun soll Christa dieses schützende Haus verlassen, um eine Aufgabe zu übernehmen, die jenseits der Klostermauern auf sie wartet.
Der Neffe der Äbtissin, Camillo Baron von Lindenheim, lebt seit einem Autounfall mit seiner Frau zurückgezogen auf seinem Schloss. Er ist gelähmt und muss sein Dasein im Rollstuhl fristen. Christa soll ihn pflegen und den Haushalt führen. Sie ist noch zu jung, um sich vor dem Ungewissen, das auf sie wartet, zu ängstigen. Doch sie merkt schnell, dass in diesem Schloss etwas nicht stimmt, will aber dem Getratsche der Dorfleute keinen Glauben schenken. Erzählt man sich doch, die überaus schöne Baronin setze ihrem armen Mann die Hörner auf.
Aber als Christa selbst Zeugin einer eindeutigen Szene wird, schwört sie, dass sie den Baron für das, was hinter seinem Rücken vorgeht, entschädigen will: mit Menschlichkeit, Liebe und Hilfsbereitschaft. Und sie muss ihn anlügen, er darf es nicht erfahren, ist doch die Baronin sein einziger Halt. Christa hasst Lügen, doch in diesem Fall ist eine barmherzige Lüge angebracht ...