Veni, Vidi, Vici – Überbleibsel aus der Antike
Dimitrios spürte die Erde beben. Die Menge auf den Rängen des Kolosseums klatschte, schrie und stampfte. Das musste das Ende des Pferderennens gewesen sein. Gleich war er an der Reihe. Er schloss das Visier seines Helmes und griff zu der doppelendigen Lanze. Dimitrios wusste nicht, wer - oder was - sein Gegner sein würde. Er wusste nur, dass er siegen oder den Tod eines tapferen Gladiatoren sterben würde. Panem et Circenses - Brot und Spiele! Für ihn, einen versklavten Kriegsgefangenen aus Griechenland, lautete die Devise wohl eher: Tod oder Spiele.
Fasziniert beobachtete Marcus das Schauspiel in der Arena. Der Magister hatte sie zwar auf das Spektakel in seinen Erzählungen und Berichten vorbereitet, aber so spannend inszeniert hatte es sich der 10-Jährige nicht vorgestellt. Als der letzte Streitwagen aus der Arena gebracht worden war, zog eine gespannte Stille in das Theater ein. Ein Marspriester stimmte einen Segensgruß an. Marcus machte sich rasch eine Notiz auf seiner Wachstafel. Er wollte kein Detail vergessen. Und schließlich wurden die Tore der Gladiatorenkammern geöffnet und heraus traten drei starke Männer: „Barbaren!“, spuckte der Mann rechts von Marcus aus. Ein Grieche, ein Gallier und ein Karthager. Die Feinde Roms sollten sich nun gegenseitig bekämpfen, während ganz Rom ihrem Untergang zusah.
Als die Sonne hinter dem Aquädukt unterging, packte Marcus seine Sachen und machte sich auf den Weg nach Hause. Seine Sandalen klapperten auf den Fliesen des Forum Romanums. Vor dem Senat machte er Halt. Er betrachtete den Säulengang, der das Gebäude umgab. Die Sklaven werden als Barbaren beschimpft, aber die Veranstaltung, der er heute beigewohnt hatte, sollte nicht barbarisch sein? Er seufzte. Was konnte ein Marcus Tullius Cicero schon an dieser Welt ändern?
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