»Ich bin neunzehn. Es ist immer ein Thema, wie alt man ist, es wird besprochen, sie fragen danach. Jung sein ist richtig gut. Das sagen sie. Wenn du jung bist, bist du formbar, so nennen sie es.«
Mona will auf die Schauspielschule. Wieder hat sie ihre Kleidertüte unterm Arm und memoriert Gretchen auf dem Klo. Ein allerletztes Mal wird sie sich auf die Prozedur des Vorsprechens einlassen: Begrüßung, Aufwärmen mit Füßekneten, Singen, improvisieren, Bessersein. In ihr sitzt ein schmatzendes Tier: die Angst. Aber Mona ist mutig. Und voller Hoffnung. Weil es keine Alternative gibt als das Glück.
Silvia Overaths Romandebüt führt in die intimen Rituale des Aufnahmeverfahrens an einer Schaupielschule. Tage zwischen Probebühnen, Schnellimbissen und dem Etagenbett in der Jugendherberge, dessen Himmel die spermafleckige Matratze und dessen Erde das Linoleum ist, auf dem Mais-Chips zwischen Männersocken liegen.
Wenn Mona im Zoo den Robben zuschaut, denkt sie an ihren Vater, den Matrosen. Und an ihre schöne Mutter, die sagt: Bestimmt kommt er zurück!
Tag für Tag wird die Gruppe kleiner. Wer darf bleiben? Lunet, die Apfelmus aus dem Glas löffelt, Florian, der geschmeidige Mönch, das Mädchen mit den Stelzen? Oder sie, Mona, der 'sprechende Papagei, wenn er weiblich besetzt sein soll'? Der schmale Roman ist ein Fest intensiver Momente. Hier spricht, tobt, singt, explodiert eine junge Stimme. Und führt Mona am Ende über das Theater ins Leben.