Trotz seines gewaltigen Umfanges kann die "Christliche Mystik" eine imposante und eindrucksvolle Architektonik nicht verleugnen. Das erste Buch, das neutral gehalten ist, bildet gleichsam eine Art Vorstufe und ist auf die christliche Mystik hingeordnet. Dieselbe Funktion bezüglich der dämonischen Mystik hat das sechste Buch, in welchem die natürliche Mystik begründet wird. Die christliche Mystik ist ansteigende, die dämonische Mystik ist absteigende Mystik. Görres entfaltet seine Gedanken in beiden Fällen von der mittleren Natur, die er im ersten Buch christlich und im sechsten dämonisch deutet. Von da wird der Leser stufenweise zum Geist, zum Geist Gottes in der christlichen und zum Geist des Bösen in der dämonischen Mystik hingeführt. Von Görres wird die Mystik folgendermaßen definiert: "Die Mystik ist ein Schauen und Erkennen unter Vermittlung eines höheren Lichtes, und ein Wirken und Tun unter Vermittlung einer höheren Freiheit; wie das gewöhnliche Wissen und Tun durch das dem Geist eingegebene geistige Licht, und die ihm eingepflanzte persönliche Freiheit sich vermittelt findet."