Am 8. April 2001 wird um 11.33 Uhr in der staatlichen Münzprägeanstalt Athens eine griechische Ein-Euromünze gestanzt. Als monetärer Newcomer beginnt dieser griechische Euro spontan Tagebuch zu führen und tut dies bis zu seinem vorzeitigen Ende am Meeresgrund vor der Insel Ägina im März 2015. Dazwischen liegen turbulente Jahre, in denen die hellenische Euromünze durch die Hände mehrerer Besitzer wandert: Bettler und Oligarchen, Griechen und Deutsche, Politiker und Demonstranten, Einwanderer und Nationalisten. In den ersten Jahren seiner Existenz beherrscht ein Hochgefühl die Hellenen. Voller Stolz bekennen sie sich zu ihrer Mitgliedschaft in der Euro-Familie, gewinnen die Fuß-ball-Europameisterschaft, Athen wird zum Schauplatz der Olympischen Spiele und Griechenland wähnt sich angekommen im Zentrum der Welt. Dann schleichen sich erste politische Manipulationen ein. Das Vertrauen zwischen Nord- und Südeuropäern wird erschüttert. Das Ausbrechen der Staatschuldenkrise 2009 wirft den griechischen Euro in ein Wechselbad der Gefühle; von den großen Demonstrationen in Athen bis hin zum politischen Gipfeltreffen in Cannes, das die deutsche Bundeskanzlerin weinen und den griechischen Ministerpräsidenten zurücktreten lässt. Unser Protagonist spürt schmerzlich den wachsenden politischen Liebesentzug. Er erlebt die Erfahrungswelten sowohl der Leidtragenden als auch der Nutznießer dieser alles erfassenden Eurokrise, durchleidet die Doppelzüngigkeit von Politikern und Bänkern ebenso wie die Hilflosigkeit der einfachen Menschen. Am Ende wird unser griechischer Euro zum Hauptzeugen aller Rettungsversuche der Anfang 2015 gewählten Regierung und macht sich Gedanken grundsätzlicher - um nicht zu sagen: existenzieller - Art über das eigene Sein.
Jorgo Chatzimarkakis erlaubt dem Leser mit seinem "Tagebuch eines griechischen Euro" einen Blick hinter die Kulissen der Eurokrise - aus der Perspektive der täglichen Nutzer und Ausnutzer der europäischen Währung.