Seit den Anfängen der Kirche dienten die Passionsgeschichten der vier Evangelien auch dazu, die Entfremdung vom jüdischen Volk, alsbald Feindschaft, Verunglimpfung und Verfolgung "der" Juden zu begründen. Gleichzeitig wecken die Passionen Bachs mit ihrer wunderbaren Musik Eindrücke, die Gedanken an Judenverfolgung unerträglich machen, ja verhindern.
Schmidt stellt die zunächst religiös, dann zunehmend politisch und rassistisch geprägte judenfeindliche Wahrnehmung und Wirkung der Matthäuspassion dar, und zwar seit ihrer Wiederaufführung 1829 bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Das schafft Raum für unterschiedliche Wahrnehmung und Wirkung der Matthäus-Passion auch in der Gegenwart und soll Verständigung darüber ermöglichen. In einem zweiten Teil kommen das Werk selbst, deren biblische Grundlagen und kirchen- und zeitgeschichtliche Hintergründe zur Sprache.