Korruption ist ein faszinierendes Thema, das sich für Kriminalgeschichten eignet und den Blick in den furchterregenden Abgrund von Gesellschaften richtet. Gleichwohl betreibt dieses Buch keinen Enthüllungsjournalismus, sondern reflektiert mit philosophischen Mitteln über eine weithin bekannte und uns alle betreffende gesellschaftliche Realität. Die öffentliche Debatte wird von der Skandalisierung bekanntwerdender Einzelfälle dominiert – aber die abstrakte moralische Verurteilung, die meist auf dem Fuße folgt, steht einer erfolgreichen gesellschaftlichen Eindämmung eher im Wege.
Gedanklich folgt das Buch einem Dreischritt: Nach einer moralisch begründeten, relativen Ausweitung der Korruptionsmaßstäbe folgen eine Reihe von Einzelstudien, die mit interkulturellen und historischen Belegen zu mildernden Umständen der Anklage führen. Die anschließende Vermittlung zwischen Moralität und Faktizität fragt nach den Voraussetzungen für die Überwindung der Hürden zur Unbestechlichkeit, bis hin zur Utopie einer Welt ohne Korruption.