Eva Schönewerk

Eva Schönewerk war eine Dichterin von Rang. Wenn sie es wusste, nahm sie es nicht wichtig. Sie hat nie versucht, einen eigenen Gedichtband herauszugeben. Einige ihrer Arbeiten erschienen in Zeitschriften und Anthologien. Wenn sie bei den Lyrikwettbewerben, an denen sie sich eher zufällig und aufs Geratewohl beteiligte, Erste und Zweite Preise erhielt, war sie eher erstaunt.
Als Eva Camilla Obst am 5. November 1946 in Kranichfeld geboren, begann sie als Kind zu schreiben und besuchte später den Zirkel schreibender Arbeiter in Weimar. An der Erweiterten Oberschule Bad Berka legte sie das Abitur ab. Die Oberschulzeit war auch geprägt von der Begegnung mit Barbara Albrecht, ihrer Deutschlehrerin, die zur lebenslangen Freundin wurde. In der LPG Mellingen-Köttendorf erhielt Eva Schönewerk die berufliche Grundausbildung zum Agrotechniker. 1965 bis 1969 studierte sie Germanistik und Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann Klaus-Dieter Schönewerk kennen. Zwei Jahre arbeitete sie als Lehrerin in Kölleda. Nach der Hochzeit zog sie 1971 nach Berlin und unterrichtete an der Pestalozzi-Oberschule. 1974 brachte sie ihren Sohn Kai zur Welt, der nur wenige Tage lebte. Von 1979 bis 1982 war Eva Schönewerk im Zentralen Methodischen Kabinett des Ministeriums für Volksbildung tätig. Während ihres Direktstudiums am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ 1982 bis 1986 beschäftigte sich Eva Schönewerk intensiv mit dem Werk des aus ihrem Heimatort stammenden Dichters Rudolf Baumbach (1840 bis 1905), um ihn, wie sie schrieb, „aus dem Butzenscheibengefängnis der Literaturgeschichte zu befreien“. Ihr Studium musste sie wegen einer Hirnblutung, von der sie sich nur langsam erholte, ein Jahr lang unterbrechen. Danach arbeitete sie mit schreibenden Kindern und Jugendlichen am Pionierpalast Ernst Thälmann / FEZ Wuhlheide. Sie selbst nannte sich Poesiepädagogin. Neugier, Lebendigkeit, Lust an der eigenen schöpferischen Fähigkeit - damit steckte sie nicht nur Heranwachsende an, sondern ermutigte oft auch Erwachsene, sich auf sich selbst zu besinnen. Kunst und Literatur spielten die Hauptrolle dabei.
Künstlerische Betätigung jeder Art weckte ihr Interesse: Malen und Zeichnen, Modellieren und Fotografieren, Musizieren. Was sie interessierte, versuchte sie auch selbst – ohne den Anspruch, dabei zur Meisterschaft zu gelangen, aber mit dem lustvollen Genuss des schöpferischen Spiels, zu dem sie auch andere immer wieder einlud.

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