Dreißig Jahre liegen jene Ereignisse nun zurück, die zu den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in der DDR und schließlich zur Wiedervereinigung Deutschlands geführt hatten. Damals herrschte eine regelrechte Aufbruchstimmung, alles sollte von nun an besser werden. Leider war das ein Irrtum. Nicht nur, dass sich viele individuelle Träume von Freiheit und blühenden Landschaften zerschlagen haben; auch konnte der Riss, der beinahe dreißig Jahre lang durch dieses Land ging, in einer inzwischen ebenso langen Zeit nicht überwunden werden. Im Gegenteil, immer neue Risse kommen hinzu. Auf die Frage, warum das so ist, kommt man über halbherzige Erklärungsversuche nicht hinaus. Um zu verstehen, was damals geschehen ist und noch bis heute seine Wirkung entfaltet, muss man bereit sein, sich mit der »wahren« Geschichte der friedlichen Revolution in der DDR auseinanderzusetzen. Und diese zu verstehen ist nicht ganz leicht, denn dabei handelt es sich nicht um die Geschichte eines Soziologen oder eines Politikwissenschaftlers, sondern um die eines Mathematikers.