Die Kinderärztin Dr. Martens ist eine großartige Ärztin aus Berufung, sie hat ein Herz für ihre kleinen Patienten, und mit ihrem besonderen psychologischen Feingefühl geht sie auf deren Sorgen und Wünsche ein. Die Kinderklinik, die sie leitet, hat sie zu einem ausgezeichneten Ansehen verholfen.
Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
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In schmerzlicher Unentschlossenheit fragte sich Marlies von Conzelmann, was sie tun könnte, um diesem unerträglichen Zustand ein Ende zu machen. Ein möglichst rasches Ende, damit sie endlich ihren Seelenfrieden wiederfand. Meinen Seelenfrieden…, ach du liebe Zeit. Die junge Frau lächelte bitter. Hatte sie den nicht schon vor langer Zeit auf Nimmerwiedersehen verloren? Und was bedeutet das Wort überhaupt? Zufriedenheit? Oder Wohlbehagen, Gemütsruhe, gar ein gutes Gewissen? Ich habe ein gutes Gewissen, ich bestimmt, ich muß mir keine Vorwürfe machen, was das Scheitern meiner Ehe betrifft, ereiferte sich Marlies, zwischen Aufbegehren und Resignation schwankend, während sie mit beiden Händen in ihr schweres dunkelblondes Haar griff und es aus dem Gesicht strich. Das war blaß und kummervoll, und die Schatten unter den grünen Augen kündeten von vielen schlaflos verbrachten Nächten. »Was soll ich nur tun, Himmel, was soll ich tun?« Sie hielt sich nur kurz vor dem Fenster auf, war viel zu nervös, um den Anblick des sommerlich blühenden Gartens genießen zu können, der sonst, in gelassenerer Gemütsverfassung, ihre helle Freude war. Doch jetzt schenkte sie weder den weiten Rasenflächen noch dem herrlichen alten Baumbestand einen Blick, sie schaute vielmehr nach innen, grübelte, haderte, trotzte, lotete aus und verwarf am Ende doch alles wieder. Wie immer wollte sie mal wieder das Beste für alle Beteiligten tun, wollte keinem schaden und niemanden verletzen. Sie sehnte sich einerseits nach einem gewaltigen, die Atmosphäre reinigenden Gewitter, andererseits fürchtete sie sich davor. Ich bin unmöglich, sagte sie sich unzufrieden, ich weiß genau, daß ich Unmögliches von mir verlange… Ich will sozusagen ein Omelette zubereiten, ohne die dazu gehörigen Eier zu zerbrechen. Oh, meine verflixte Sucht nach Harmonie, verwünschte sie sich, und spazierte ruhe- und rastlos durch das große Musikzimmer, in dessen Mitte der schwarze Konzertflügel stand. Wie ein Ungeheuer kam er Marlies jetzt vor, wie eine riesige Motte mit seinem aufgeklappten Deckel. Die folgenden Augenblicke waren für Marlies ein stummer Kampf, ein zähes Ringen mit den Wünschen, die sie durchaus hatte, aber nicht zu äußern wagte, und den Gegebenheiten, denen sie sich anzupassen hatte. Ein Dilemma, an dem sie nicht ganz unschuldig war, wie sie genau wußte.