In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie wird die von allen bewunderte Denise Schoenecker als Leiterin des Kinderheims noch weiter in den Mittelpunkt gerückt.
Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Dominik von Wellentin-Schoenecker saß in seinem Büro und sah versonnen in den Park hinaus. In der untergehenden Sonne schimmerten die Blätter der Bäume in verschiedenen Braunrot- und Goldtönen. Die Kastanienbäume waren dabei, ihre grünen stacheligen Schalenfrüchte abzuwerfen, die sich beim Aufprall auf dem Boden meist sofort öffneten, damit die rotbraunen Kastanien herausspringen konnten. Die Kinder in Sophienlust sammelten sie mit Begeisterung auf und nutzten sie zu Bastelzwecken. Es ist fast über Nacht Herbst geworden. Dabei kommt es mir so vor, als hätten wir erst gestern bei sommerlich heißen Temperaturen unser Grillfest gefeiert, dachte der junge Mann und öffnete die Schublade seines Schreibtisches. Er nahm einen Dominostein aus der offenen Verpackung, die er dort deponiert hatte. Während er die Süßigkeit mit leicht schlechtem Gewissen in den Mund steckte, sah er sich vorsichtig um, als könnte ihn hinter der geschlossenen Tür jemand beim Naschen beobachten. Es war ihm tatsächlich peinlich, dass er gestern in Maibach im Supermarkt der Versuchung nicht hatte widerstehen können. Dabei hatte er noch einen Tag vorher in einem Gespräch mit seiner Mutter Denise dagegen gewettert, dass Weihnachtsnaschereien im September noch nichts in den Regalen der Kaufhäuser zu suchen hätten und sie jedes Jahr früher dort lägen. In Erinnerung daran musste er grinsen. Irgendwie bleibt man wohl auch mit achtzehn Jahren noch immer Kind, ging es ihm dabei einsichtig durch den Kopf. Und er nahm sich erneut vor, niemals bei einem seiner Schutzbefohlenen zu strenge Maßstäbe anzulegen. Obwohl so etwas in Sophienlust eigentlich sowieso nicht üblich war. Ja, wir sind doch alle ab und zu arme kleine Sünderlein, dachte Nick amüsiert. Jetzt schob er schnell die Schublade zu, um nicht noch einmal in Versuchung zu geraten. Schon als kleiner Junge hatte er eine Schwäche für Dominosteine und Marzipan gehabt, die es aber damals bei ihnen zu Hause erst zu Nikolaus und später zu Weihnachten gab. Außerdem hatte seine Mutter ihm immer gepredigt, dass man kurz vor dem Mittagessen nicht naschte, um sich nicht den Appetit zu verderben. Er sah unwillkürlich auf die Uhr. Diese Regel war auch allen Kindern hier in Sophienlust bekannt, und sie hielten sich meist daran.