Keine Panik auf der Titanic – die 1910er Jahre

Auch in den 1910ern standen Wissenschaft und Technik nicht still, bedeutende Meilensteine wie Einsteins Relativitätstheorie und die Produktion am Fließband haben ihren Ursprung in diesem Jahrzehnt, doch geprägt wurde diese Dekade vor allem von Krieg und Katastrophen. Diese Themenwelt versammelt Bücher aus dem und über das Jahrzehnt, die die Aura dieser Zeit einfangen, beschreiben und in die Gegenwart transportieren.

Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts

Der Erste Weltkrieg, der im Jahr 1914 ausbrach und vier Jahre andauern sollte, wird im allgemeinen Sprachgebrauch, aber auch in Fachliteratur, häufig als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Der ein oder andere (wie ich) erinnert sich vielleicht daran, diese Formulierung im Geschichtsunterricht gehört zu haben. Sie ist durchaus berechtigt, in Anbetracht der Millionen von Opfern, die dieser Krieg forderte, und den verheerenden Folgewirkungen, die in den drei Jahrzehnten danach zu einer Reihe fataler Entwicklungen führten. Mit den Jahren 1918 und 1919, in denen mit der Weimarer Republik die erste deutsche Demokratie entstand und gleichzeitig der Grundstein für ihr Scheitern gelegt wurde, setzt sich Andreas Platthaus eindrucksvoll in „Der Krieg nach dem Krieg“ auseinander.

Keine Panik auf der Titanic?

Ein lockerer Spruch, dem eine Tragödie zugrunde liegt. Für viele, vielleicht auch für Dich, ist diese oft unmittelbar mit Gedanken an Jack und Rose aus James Camerons Filmklassiker verbunden, deren fiktives Schicksal im Jahr 1912 für viele die Realität war. Am 10. April legte das zu diesem Zeitpunkt größte Schiff der Welt zu seiner Jungfernfahrt ab. Damals ahnte noch niemand, dass die Titanic gänzlich anders als erhofft in die Geschichte eingehen sollte. Denn nur wenige Tage später, in der Nacht vom 14. auf den 15. April, kollidierte das Schiff mit einem Eisberg. Das Schiff sank innerhalb von 3 Stunden, etwa 1500 der 2200 Passagiere kamen ums Leben. Diese Kollision, bis heute ein Symbol für die Unberechenbarkeit und Übermacht der Natur, lieferte vielen Autoren, Filmemachern und anderen Kreativen Inspiration: James Cameron, Udo Lindenberg, Yadegar Asisi … Auch Bernward Schneider, der mit „Todeseis“ einen an Bord der Titanic spielenden Kriminalroman veröffentlicht hat. Wer jedoch Fakten statt Fiktion bevorzugt, der findet in Linda Maria Koldaus Sachbuch „Titanic - Das Schiff, der Untergang, die Legenden“ einen anschaulichen Tatsachenbericht.

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Was tat sich noch in diesem Jahrzehnt?

In den 1910ern erreichten verschiedene historische Persönlichkeiten besondere Meilensteine in ihrer Arbeit. Da wäre einmal Albert Einstein, einer der bekanntesten Wissenschaftler aller Zeiten, der im Jahr 1915 die allgemeine Relativitätstheorie vorstellte. E = mc2 wurde die vielleicht berühmteste physikalische Formel der Welt. Charlie Chaplin, ein bis heute legendärer Schauspieler, trat 1914 das erste Mal vor eine Filmkamera. Und Clara Zetkin, die bekannte Frauenrechtlerin, initiierte 1910 den ersten internationalen Frauentag, der seit 1911 jährlich begangen wird. Die Frauenbewegung machte in diesem Jahrzehnt große Fortschritte - so konnten im Januar 1919 erstmals Frauen in Deutschland wählen. Das Leben als Frau in den 1910er-Jahren bietet Stoff für spannende Geschichten - dachte sich auch Charlotte Link, die in ihrem Roman „Sturmzeit“ das Leben der 18-jährigen Felicia beschreibt, die während des Ersten Weltkriegs in Deutschland erwachsen wird.

Auch in der Wirtschaft tat sich einiges - die von Ford 1913 eingeführte mechanisierte Fließbandproduktion („moving assembly line”) war revolutionär. Durch die schnelle und effiziente Möglichkeit der Herstellung wurden günstigere Preise und Massenproduktion für Automobile ermöglicht, die somit großen Teilen der Gesellschaft zugänglich wurden. Die Unterhaltungsindustrie entwickelte sich weiter, Kinos breiteten sich aus, Filme wurden länger. Im Jahr 1913 eröffnete Anna Albrecht einen Tante-Emma-Laden. Dieser wurde später von ihren Söhnen Karl und Theo übernommen, die mehr und mehr Ladengeschäfte eröffneten - heute kennen wir die Filialen dieses Unternehmens unter dem Namen Aldi.

Und die Literatur?

Die Eröffnung des Panamakanals, die Einführung der Sommerzeit, Bauhaus, die Oktoberrevolution in Russland … es ist schwer, ein Jahrzehnt in fünf Absätze zu komprimieren und es gäbe noch so viele weitere historische Daten und Ereignisse, die es wert wären, erwähnt zu werden. Aber uns bei Skoobe interessiert natürlich ganz besonders, was sich literarisch in dieser Dekade getan hat. Der bedeutendste Schriftsteller dieser Zeit ist sicherlich Franz Kafka. Bis heute ist er nicht aus dem Lektürekanon im Deutschunterricht wegzudenken – auch ich durfte mich mehr oder weniger begeistert durch einige seiner Texte arbeiten. In dieser Themenwelt ist er mit der 1915 publizierten Geschichte „Die Verwandlung“ vertreten. Einige Jahre zuvor, 1911, veröffentlichte der schottische Schriftsteller James M. Barrie den Roman „Peter and Wendy“, besser bekannt als „Peter Pan“. Mit Peter Pan, dem Jungen, der nie erwachsen wird, schuf der Autor eine der bekanntesten literarischen Figuren des 20. Jahrhunderts.

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Das war unser zweiter Zeitsprung, doch noch lange nicht der letzte: Im März geht es weiter mit den Goldenen Zwanzigern! Bis dahin kannst Du mit den Sachbüchern und Romanen dieser Themenwelt in die Jahre 1910 bis 1920 eintauchen, oder noch weiter zurückgehen und dich durch unsere Themenwelt zu den 00er-Jahren des 20. Jahrhunderts schmökern.

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