Wir feiern Chemnitz: 13 Bücher mit Bezug zur Kulturhauptstadt

Chemnitz, die drittgrößte Stadt Sachsens, konnte sich gegen alle Mitbewerber durchsetzen und wurde europäische Kulturhauptstadt 2025. Unter dem Motto „C the Unseen“ sind Besucher*innen aus aller Welt eingeladen, verborgene Schätze und unentdeckte Orte in Chemnitz und der Region zu erleben. Auch wir feiern, dass die Stadt südöstlich von Leipzig dieses Jahr im Rampenlicht steht. Hier findest Du eine Liste mit Büchern, die in Chemnitz spielen oder deren Autor*innen in der Stadt leben oder geboren wurden. Entdecke jetzt unseren literarischen Ausflug in die Kulturhauptstadt 2025!

1. „Abendlicht“ von Stephan Hermlin (Verlag Klaus Wagenbach)

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Stephan Hermlin wurde 1915 in Chemnitz geboren und war einer der großen Schriftsteller in der DDR. In „Abendlicht“ setzt er sich mit seiner Kindheit und Jugend auseinander. In poetischer Sprache reflektiert er über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, die Hinwendung zum Kommunismus und das Leben in der DDR. Dabei verschmelzen persönliche Erlebnisse mit historischen Ereignissen, stets begleitet von einer leisen Melancholie und feiner Ironie. Ein stilles, tiefgründiges Werk über Erinnerung und Zeit.

2. „An den Ufern meiner Stadt“ von Peter Härtling (Kiepenheuer & Witsch eBook)

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Auch Peter Härtling, geboren 1933, ist ein Sohn der Stadt Chemnitz, lebte aber ab 1945 in Nürtingen. In diesem Band sind sämtliche Gedichte versammelt, die er von der Jahrtausendwende bis zu seinem Tod im Juli 2017 schrieb - darunter zahlreiche unveröffentlichte Texte, die erst postum aufgefunden wurden. Es geht um Erinnerungen an Krieg und Flucht, an Tod und Verlust. Die Gedichte sind jedoch keineswegs nur düster und schwer, sondern auch voller Leichtigkeit und Fantasie. Ein literarisches Tagebuch zur Aufarbeitung der Geschichte und des eigenen Lebens.

3. „Djadi, Flüchtlingsjunge“ von Peter Härtling (Julius Beltz GmbH & Co. KG)

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Neben Lyrik und Romanen schrieb Peter Härtling viele hochgelobte Jugendbücher. Dieses Buch erzählt die Geschichte des zwölfjährigen Djadi, der aus seiner vom Krieg zerstörten Heimat nach Deutschland flüchten muss. Ohne Familie fühlt er sich zunächst einsam und verloren. Doch nach und nach findet er Vertrauen zu seinen Mitmenschen, insbesondere als ihn die Alten-WG von Jan und Dorothea aufnimmt und sich liebevoll um den Jungen kümmert. Trotz traumatischer Erlebnisse entwickelt er Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Die Freundschaft zu dem 75-jährigen Wladi hilft Djadi, mit seinen Ängsten zu leben. Ein berührender Roman voller Zuversicht.

4. „Superbusen“ von Paula Irmschler (Finch&Zebra)

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Gisela zieht für ihr Studium nach Chemnitz. Dort findet sie Anschluss in einer feministischen Punkband namens „Superbusen“, die ihr Halt und Selbstbewusstsein gibt. Zwischen WG-Chaos, prekären Jobs und politischen Diskussionen erkundet sie Freundschaft, Liebe und ihre eigene Identität. Der Roman erzählt mit viel Humor und Gesellschaftskritik von ostdeutschen Lebensrealitäten, weiblicher Solidarität und dem Kampf gegen Sexismus und Kapitalismus. Paula Irmschler verbindet persönliche Erlebnisse mit popkulturellen Referenzen und zeichnet das Porträt einer Generation zwischen Rebellion und Anpassung.

5. „Als gäbe es mich nicht“ von Slavenka Drakulic (Aufbau Digital)

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Die Autorin ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Kroatiens und Preisträgerin des Internationalen Stefan-Heym-Preises der Stadt Chemnitz. In ihrem Roman erzählt sie von der jungen Lehrerin S. aus Bosnien, die während des Jugoslawienkriegs in ein serbisches Lager verschleppt wurde. Dort erlebt sie unsägliche Gewalt, insbesondere sexuelle Kriegsverbrechen. Sie wird schwanger und muss sich nach ihrer Flucht mit der Frage auseinandersetzen, ob sie das Kind behalten will. Der Roman schildert eindringlich die psychischen und physischen Folgen von Kriegstraumata und die Entmenschlichung der Opfer. Slavenka Drakulić gibt S. eine Stimme und beleuchtet ein oft verdrängtes Kapitel des Krieges. Es ist eine erschütternde Geschichte über Leid, Überleben und den Kampf um Identität.

6. „Gehen, ging, gegangen“ von Jenny Erpenbeck (Penguin Verlag)

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Auch Jenny Erpenbeck ist Preisträgerin des Internationalen Stefan-Heym-Preises der Stadt Chemnitz. Ihr Roman dreht sich um Richard, einen emeritierten Professor aus Berlin. Dieser begegnet einer Gruppe afrikanischer Flüchtlinge, die auf dem Oranienplatz protestieren. Neugierig beginnt er, ihre Geschichten zu erforschen und baut eine persönliche Verbindung zu ihnen auf. Während er ihre Schicksale kennenlernt – geprägt von Krieg, Flucht und Hoffnung auf ein besseres Leben –, stellt er sein eigenes Leben und die europäische Migrationspolitik infrage. Jenny Erpenbeck verknüpft poetische Sprache mit politischer Brisanz und erzählt eine bewegende Geschichte über Menschlichkeit, Verantwortung und gesellschaftliche Ignoranz.

7. „Das Kapital“ von Karl Marx (e-artnow)

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In der DDR war Karl Marx 37 Jahre lang der Namensgeber der Stadt Chemnitz. In „Das Kapital“ analysiert Marx die Mechanismen des Kapitalismus und seine Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft. Er beschreibt, wie Mehrwert durch die Ausbeutung von Arbeitskraft entsteht und das Kapital durch unbezahlte Arbeit wächst. Die Klassenstruktur, geprägt von Bourgeoisie und Proletariat, führt laut Marx zwangsläufig zu sozialen Ungleichheiten und Krisen. Er kritisiert die Entfremdung der Arbeiter und prognostiziert eine revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft. Marx legte das theoretische Fundament des Kommunismus. Sein Werk bleibt eine zentrale Grundlage für die Kritik am Kapitalismus und beeinflusst bis heute politische Bewegungen weltweit.

8. „Rummelplatz“ von Werner Bräunig (Aufbau Digital)

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Der Autor Werner Bräunig wurde 1934 in Chemnitz geboren. In „Rummelplatz“ schildert er die frühen Jahre der DDR und den sozialistischen Aufbau der Bergarbeiterstadt Wismut, wo Uran für die Sowjetunion gefördert wird. Der Roman erzählt von Arbeiterinnen, Ingenieurinnen und Funktionär*innen, die zwischen Idealismus, Opportunismus und Ausbeutung gefangen sind. Während einige an den sozialistischen Fortschritt glauben, verzweifeln andere an der harten Realität aus schlechter Versorgung, unmenschlichen Arbeitsbedingungen und politischer Kontrolle. Bräunig zeigt ungeschönt die Widersprüche der DDR-Wirtschaft. Wegen seiner kritischen Darstellung wurde der Roman 1965 verboten und erst 2007 veröffentlicht.

9. „Die Elbe“ von Burkhard Müller (Rowohlt E-Book)

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Burkhard Müller lebt seit 1993 in Chemnitz und ist Alfred-Kerr-Preisträger. Er unternimmt in „Die Elbe“ eine literarische Reise entlang des Flusses von der Quelle in Tschechien bis zur Mündung in die Nordsee. Dabei verbindet er Landschaftsbeschreibungen mit historischen, kulturellen und politischen Reflexionen. Er beleuchtet die Rolle der Elbe in der deutschen Geschichte, ihre Bedeutung für Städte wie Dresden, Magdeburg und Hamburg sowie ihre Veränderungen durch den Menschen. Müller erzählt von Begegnungen, persönlichen Eindrücken und dem Wandel der Landschaften. Sein Buch ist eine Mischung aus Reiseliteratur, Essay und historischer Betrachtung, die die Elbe als Lebensader und Symbol eines sich wandelnden Europas zeigt.

10. „Chip Charlie und die Kuschelbande“ von Rusalka Reh (Ungekürzte Lesung) (Argon Verlag)

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Chip Charlie ist ein kleiner, kluger Roboter, der in einer Fabrik hergestellt wird. Statt als Maschine zu arbeiten, landet er durch einen Zufall in einer Kinderzimmer-Kuscheltierrunde, der „Kuschelbande“. Anfangs fühlt er sich fehl am Platz, doch nach und nach lernt er, was Freundschaft, Zusammenhalt und Fantasie bedeuten. Gemeinsam mit seinen neuen Gefährten erlebt er spannende Abenteuer und entdeckt, dass er mehr ist als nur ein funktionierender Chip. Rusalka Reh erzählt mit viel Herz und Humor eine warmherzige Geschichte über Anderssein, Zugehörigkeit und die Kraft der Freundschaft – perfekt für junge Leserinnen und Leser. Die Autorin ist gebürtige Australierin und lebt heute in Chemnitz. Gelesen wird dieses Hörbuch von Comedian Thomas Nicolai.

11. „Ab jetzt ist Ruhe“ von Marion Brasch (FISCHER E-Books)

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Marion Brasch lebte als Kind fünf Jahre in Karl-Marx-Stadt. Auch ihre autobiografische Erzählung spielt teilweise dort und schildert das Leben ihrer Familie in der DDR. Als Tochter eines hochrangigen Funktionärs wächst sie in einem politisch geprägten Haushalt auf. Ihre drei Brüder – darunter der bekannte Schriftsteller Thomas Brasch – entwickeln sich zu unangepassten Künstlern und scheitern teils tragisch am System. Die Autorin beschreibt mit lakonischem Humor und tiefem Einfühlungsvermögen die Zerrissenheit zwischen Loyalität und Rebellion. Eine bewegende Familiengeschichte, die von der Suche nach individueller Freiheit in einem autoritären Staat erzählt.

12. „Nachruf“ von Stefan Heym (C.Bertelsmann Verlag)

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Der Schriftsteller Stefan Heym ist einer der bekanntesten Söhne Chemnitz‘. Sein Roman „Nachruf“ erzählt die fiktive Autobiografie eines deutschen Juden und überzeugten Sozialisten, der die politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts erlebt. Der Protagonist schildert seine Flucht vor den Nationalsozialisten, seine Zeit in den USA und seine Rückkehr in die DDR, wo er an das sozialistische Ideal glaubt, aber zunehmend mit der Realität des Systems hadert. Heym verarbeitet in dem Roman zentrale Themen seiner eigenen Biografie und setzt sich kritisch mit Ideologie, Opportunismus und der politischen Instrumentalisierung von Geschichte auseinander.

13. „Flammender Frieden“ von Stefan Heym (C.Bertelsmann Verlag)

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Diesen Kriegsroman verfasste Stefan Heym im Exil in den USA und übersetzte ihn nie ins Deutsche. Erst 2021, 20 Jahre nach seinem Tod, erschien „Flammender Frieden“ in deutscher Übersetzung. Die Hauptfiguren sind zwei Männer: Der deutsch-jüdische Emigrant Bert Wolff, ein Intellektueller in der Uniform der US-Army, und sein Gegenspieler, der eiskalte Wehrmachtsoffizier von Liszt. In ihren fesselnden Streitgesprächen werden viele moralische und philosophische Fragen aufgeworfen. Aber die 1942/43 im dreigeteilten Nordafrika spielende Kriegs-, Spionage- und Liebesgeschichte spart auch nicht mit spannenden Verfolgungsjagden und allerlei unterhaltsamen Verwicklungen. Mitreißend und detailreich geschrieben.

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