Willi fühlt sich wohl in der kleinen Stadt im nördlichen Ruhrgebiet, wo er als
Redakteur bei einer Tageszeitung arbeitet. Er hat einen großen Freundeskreis,
kennt Hinz und Kunz und genießt die Kneipenabende mit Dortmunder Bier
und skurrilen Erlebnissen. Doch nachdem er beim Geburtstag des Stadtdirektors
in Jeans und Turnschuhen erschienen ist, will man ihn loswerden. Er
schreibt Unmengen von Bewerbungen, bis er schließlich bei einer esoterischen
Zeitschrift in Freiburg unterkommt.
Ihm ist nicht einmal klar, was Esoterik überhaupt ist, aber er weiß, dass ein
guter Journalist über alles schreiben kann: Bauausschuss, Fußball und Brieftaubenverein.
Oder Selbsterkenntnis, Spiritualität, Sinn des Lebens und
Überwindung des Egos. Also liest er sich ein, lernt Meditationstechniken und
besucht einen Kurs nach dem anderen.
Fast 20 Jahre später weiß er immer noch nicht, was das vielzitierte "Selbst" ist
- ganz zu schweigen vom "Höheren Selbst". Dennoch hält er durch, bis das Verleger-
Ehepaar das "Höhere Selbst" in Gestalt eines zahlungskräftigen Investors
erkennt. Nach dessen Willen soll aus der Zeitschrift ein Wellness-Magazin
werden. Es wird investiert wie nie zuvor, doch immer mehr langjährige Abonnenten
bestellen die Zeitschrift ab, weil sie ihnen zu oberflächlich geworden ist.
Letzten Endes ist die Insolvenz nicht zu vermeiden und 60 Mitarbeiter stehen
auf der Straße.