Die militärischen Ereignisse im Jahr 1806 bei Jena und Auerstedt wurden bereits vielfach betrachtet. Wilhelm Bringmann legt nun eine neue Analyse des Untergangs des friderizianischen Preußen vor – nicht, um Bekanntes zu wiederholen, sondern um neue Erkenntnisse zu präsentieren. Dazu beleuchtet Bringmann nicht nur militärische Vorgänge, sondern bietet eine umfassende Darstellung der Charakteristika des friderizianischen Staates mit Blick darauf, die Ursachen seines Zusammenbruchs zu ermitteln und zu verstehen. Anhand von politischen und militärischen Fakten, Strukturen und Motiven rekonstruiert er die Ereignisse im Oktober 1806 minutiös – und deutlich anders als gemäß den geistigen Vorgaben der preußisch-deutschen Geschichtsschreibung. So bleiben keine ungelösten Rätsel um den Untergang des friderizianischen Preußen: Nicht Verrat, Zufälle, allgemeine „Glücklosigkeit“ oder (nur) persönliche Unzulänglichkeiten, „Versehen überalterter Führer“, „sittliche Laxheit“, „Schwächung durch die destruktiven Wirkungen des Zeitgeistes“ oder gar „Gottes Wille“ waren ursächlich für die Niederlage.
Die Analyse offenbart: Die preußische Niederlage war nicht überraschend, sondern vielmehr im Wesen des friderizianischen Staats und seiner Armee sowie in der Person Friedrich Wilhelms III. angelegt und kam damit wenn nicht zwangsläufig, so doch folgerichtig. Das friderizianische Preußen, über das die Zeit seit 1763 hinweggeschritten war, ist, konfrontiert mit einem überlegenen, aber nicht übermächtigen Gegner, vor allem an sich selbst und seinem System zugrunde gegangen, am materiellen und geistigen Erbe seines Schöpfers. Die politischen und militärischen Entscheidungen, die in das Desaster führten, beruhten zudem auf Entscheidungen und Charakterstrukturen Friedrich Wilhelms III.