In ca. 400 Feldpostsendungen zwischen Frankreich und Charlottenburg bei Berlin berichten Wilhelm und Margarete Krieg einander über ihr jeweiliges Tun und Treiben, Landwehrmann "Willi" an der Front; beide verabscheuen den Krieg. Der 36-jährige Laternenaufseher bei den Gaswerken hadert kritisch mit seiner Lebenssituation, besorgter Familienvater mit Frau und zwei Kindern Heinz (4) und Erich (7) einerseits, andererseits militärisches Pflichtgefühl, gepaart mit preußischen Tugenden und Verantwortungsbewusstsein. Sie als starke und patente Frau managt erfolgreich das Überleben der Familie, welches von den kriegsbedingten Vorgaben bestimmt wird. Willi dient im Stellungskrieg an der Westfront, hat aber glücklicherweise aufgrund seines Lebensalters und seiner Befähigung überwiegend logistische Aufgaben hinter den Frontlinien zu lösen. Der gelernte Bild - und Schriftlithograph fertigt kunstvolle Zeichnungen des Gesehenen an, die seiner Familie - neben vereinzelten Fotografien - einen Eindruck über sein Umfeld vermitteln sollen und auch Feldpostkarten schmücken. Die poesievoll verfassten Feldpostsendungen sind anschaulich und lebendig verfasst; Erlebtes, Beobachtetes, Einsichten, Ansichten und Gefühle werden in teils berührender anrührender Art und Weise geschildert; Gleiches gilt für Gretes' Post; sie schildert die täglich wiederkehrenden Probleme beim Bewältigen des Tagesablaufes und über die beiden Söhne, die ihren Vater so sehr vermissen; hier wird deutlich, welchen Stellenwert Liebe und familiäre Bindung haben.
Der Enkel des Wilhelm und Sohn des Heinz Krieg - "entschlüsselte" die in Deutscher Schrift (Kurrentschrift) verfasste Post, entschloss sich dann dazu, statt eine Familienchronik zu erstellen die Öffentlichkeit an dem Geschriebenen teilhaben zu lassen. Bei respektvollem Umgang mit der Privatsphäre der "Altvorderen" wurden auch Formulierungen und Ausdrucksweise beibehalten. Es entstand eine zeitgeschichtliche Dokumentation, wie sie in dieser Form wohl einzigartig sein dürfte.