In vielen Psychotherapien geht es irgendwann einmal auch um Sexualität, selbst wenn sie nicht der Grund für die Aufnahme der Therapie war. Unser Verhältnis zum eigenen, aber auch zum Körper eines anderen Menschen wird schnell irritiert, wenn die psychische Balance insgesamt einmal verloren gegangen ist.
Missverständnisse und Unsicherheiten, aber auch biografisch erworbene Schamgefühle und übernommene Tabus führen in der Sexualität schnell zu Frustration und Kränkung und damit zum Rückzug oder zur Vermeidung. Psychotherapeutinnen und -therapeuten müssen sich diesem Thema stellen können, haben allerdings selbst oft auch keine unverkrampfte Haltung zur Sexualität.
Von wem also ließe sich besser lernen, über Sex zu sprechen, als von zweien, die tagtäglich mit sexuell verunsicherten Klientinnen und Klienten arbeiten. Ann-Marlene Henning und Ulrich Clement zeigen in diesem Gespräch, wie man sich möglichst gelassen auch ungewöhnlichsten sexuellen Vorstellungen und Wünschen nähert, um zu Lösungen zu kommen, die beide Seiten eines Paares zufriedenstellen können. Nachdem die Vorstellung der Sexualität als »Trieb« historisch aufgegeben wurde, geht es heute darum, den Klienten zu vermitteln, dass Sexualität einem fortwährenden Aushandeln unterworfen ist – ein Prozess, der auch im Älterwerden einer Beziehung nie zum Stillstand kommt. Also gilt allem voran: Sprechen wir drüber!