Im Glück sind sie alle gleich, im Unglück ist jede Familie verschieden. Das gilt auch für die Hochreiths - ihr Unglück ist einzigartig, weil scheinbar aus heiterem Himmel hereingebrochen. Julia, einzige Tochter der angesehenen Bankiersfamilie v. Hochreith, hat in Indien Elend und Unrecht kennengelernt und darunter schon als überempfindsames Kind tief gelitten. Schließlich identifiziert sie sich mit einer Schuld, über die andere achselzuckend hinwegsehen können. So gerät sie in das Netz extremistischer Menschenfänger, die ihre Schwäche für eigene Zwecke auszunutzen. Als sie mit einem Sprenggürtel angetan, von der Polizei überwältigt wird, hetzt ein Boulevardblatt zur Menschenjagd auf. Die Schuld scheint eindeutig festzustehen: Julia v. Hochreith wird der Öffentlichkeit als skrupellose Mörderin präsentiert.
Was geschieht unter solchen Umständen mit einer Familie, die bis dahin besondere Hochachtung in der Bevölkerung genoss? Wie steht es um die Gerechtigkeit, die ja kein bloß abstrakter Begriff ist, sondern in den Händen bestimmter Menschen liegt, z. B. in denen der Richterin Wollbruck, die ihrerseits einem Gewohnheitserpresser ins Garn läuft? 'Im Schatten der Schuld' zeigt auf exemplarische Art, wie das persönliche Schicksal jedes einzelnen von uns aufs Engste mit den Vorurteilen, den kollektiven Emotionen und den Wahnvorstellungen der eigenen Zeit verknüpft ist.