»denn nur wo das Ich eine Aufgabe ist, hat es einen Sinn, zu schreiben.« Für den kurz zuvor verstorbenen Schriftsteller Erich von Mendelssohn, an dessen Leben und Werk Thomas Mann hier erinnert, war das Ich unzweifelhaft eine Aufgabe – und das Schreiben die einzig denkbare Lebensaufgabe. Mann verfasste das Vorwort laut Datierung im September 1913 und fungierte auch als Herausgeber des postum veröffentlichten Romans ›Tag und Nacht‹. Der Text erschien im November 1913 als Vorabdruck in den Süddeutschen Monatsheften und anschließend wie geplant im Rahmen der Buchausgabe. Mendelssohn, der Mann außerordentlich bewundert hatte, war im Alter von nur sechsundzwanzig Jahren verstorben, möglicherweise an Langzeitfolgen der körperlichen Extrembelastungen, denen er sich auf seinen Reisen vor allem nach Skandinavien immer wieder ausgesetzt hatte. Mann entwirft hier eine eigentümliche Parallele zwischen dem Reformgedanken (Mendelssohn hatte eine der ersten Reformschulen besucht) und der Vergänglichkeit des brüchigen menschlichen Körpers – beide Thematiken spielen auch in anderen seiner Werke eine Rolle.