Während Thomas Mann in seinen Porträts sonst gerne umfassend Bezug auf Werk und Leben der Porträtierten nahm, bleibt ein solcher Überblick hier vermisst. Der Text widmet sich vielmehr vor allem einer einzigen Szene aus ›Der Marquis von Keith‹, deren Dramatik und Bedeutung Mann tief beeindruckt hatten. Bekanntlich gehörte Mann auch ansonsten zu den Bewunderern der Werke Wedekinds und trat, trotz des zeitweise problematischen Verhältnisses, immer wieder entschlossen für den umstrittenen Dramatiker ein. In diesem Text nimmt er auf zahlreiche, in eigenen Werken formulierte Gedanken Bezug und verknüpft sie mit der eindrücklichen Szenenanalyse zu einem Essay, der bis heute ein bedeutendes Element der Rezeption Frank Wedekinds darstellt. Erstmals abgedruckt wurde der Text im Juli 1914 in der Zeitschrift Der Neue Merkur sowie in ›Das Wedekindbuch‹, einem Sammelband zu dessen 50. Geburtstag.