»Lübeck scheint außerstande zu glauben, daß aus seiner Mitte außerordentliche Geister hervorgehen können.« In diesem Text offenbart sich einmal mehr das angespannte Verhältnis Thomas Manns zu seiner Heimatstadt. Der Artikel wurde am 12. April 1913 in den Lübecker Nachrichten abgedruckt (und ebendort 1957 erneut) und bemüht sich zwar um Objektivität – der Leser wird jedoch den Eindruck nicht los, dass Mann hier persönliche Enttäuschungen auf einen aktuellen Fall projiziert. Ausgangspunkt für den Text war die Vergabe eines öffentlichen Auftrages für ein Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. Der Auftrag ging nicht an den ebenfalls aus Lübeck stammenden Bildhauer Fritz Behn – für Mann ein weiterer Beweis des fehlenden Kunstsinns seiner Landsleute und er bemerkt resignierend: »Fritz Behn zu entdecken, ihn ans Licht zu ziehen, dazu ist es nach alldem für Lübeck zu spät.«