"Ich glaube, ich bin im falschen Film!"
Wie oft ist Ihnen dieser oder ein ähnlicher Gedanke schon einmal durch den Kopf geschossen? Manchmal sind es tragische, manchmal eher komische, zumeist aber hoch emotionale Momente, in denen man sich diese Frage stellt. Bisweilen braucht es einen Einschnitt im Leben, möglicherweise aber auch nur einen Augenblick, in dem man einmal vom Alltag entschleunigt, um sich den elementaren Fragen zu widmen: "Was mache ich hier eigentlich? Und: Wie bin ich bloß bis hierhin gekommen?"
Den von einer leichten Midlife-Crisis gequälten Familienvater treffen diese Fragen eines Tages urplötzlich auf dem Weg zur Arbeit.
Die Moseltalbücke auf der Autobahn A61 zwischen Koblenz und Mainz, 136 Meter über dem Talgrund, an einem trüben Herbstmorgen. Langsam steuert der nicht mehr ganz aktuelle Familien-Van auf den Standstreifen und bremst ab. Als er zum Stillstand gekommen ist, steigt der Fahrer vorsichtig aus. Auch er ist nicht mehr ganz aktuell. Thorben Willems ist ein Mann in den besten Jahren, Anfang Fünfzig.
Er ist müde, sehr müde. Eigentlich ist er auf dem Weg zur Arbeit, aber schon die ganze Fahrt über spürt er, wie seine Energie mehr und mehr schwindet. Er braucht eine Pause, er muss erstmal Kraft tanken.
Flusslandschaften hat er immer so geliebt und hier hat man einen grandiosen Blick auf die Weinterrassen der Mosel. Bedächtig steigt er über die Leitplanke und tritt an das Geländer der Brücke.
Bilder, Gedanken und Gefühle strömen auf ihn ein. Sein privates Kopf-Kino lädt zur Vorstellung: Ein Leben in Kurzfilmen.