Belgische Finsternis - Ein Fall für Piet Donker, Band 1 (Ungekürzt)

Als Einleitung zur Inhaltsangabe ist hier bei SKOOBE "spannungsvoll, atmosphärisch und bewegend" zu lesen... und diesen Worten schließe ich mich an; würde sogar noch "komplex" und "perfide" hinzufügen. Stephan Haas schafft den Spagat zwischen Cold Case, der Aufarbeitung/Aufklärung 15 Jahre später und der Skizzierung des Lebens (auf dem Land) in Belgien sehr gut. Auch wenn es Bd.1 der Piet-Donker-Reihe ist, so ist das Buch in sich komplett abgeschlossen - ein 3. Teil der Reihe soll im April 2023 kommen. Als Hörer*in wird man mit den ermittelnden Protagonisten recht schnell warm, so verschroben sie individuell auch sein mögen. Haas legt geschickte Fährten im Plot oder den Dialogen, so das man als Hörer*in immer wieder mit seinen Vermutungen ins Leere läuft. So wie sich die Ursprungstat und Folgetaten darstellen und entwickeln, generiert sich auch das Perfide an dieser Story - dabei sind es vielmehr die menschlichen Abgründe und Verhaltensweisen, die hier maßgeblich die Taten und die begleitenden Umstände beeinflussen. Das fängt Haas sehr gut in der kleinbürgerlichen Idylle des ländlichen Belgiens ein. Er entwickelt jeden einzelnen Charakter in eben jener Detailtiefe, wie er/sie für die Story von Bedeutung ist. Der eigentliche Plot entwickelt sich flüssig und strukturiert; Spannungsbögen bauen sich auf und ebben wieder ab. Dabei ist das Ende keinesfalls inszeniert - ohne Überhast wird der Fall incl. seiner Randgeschehnisse aufgeklärt. Dabei kommt Haas ganz ohne actionreiches Tam-Tam aus, sondern vielmehr scheint die reine Ermittlungsarbeit gut recherchiert und hier schriftstellerisch ansprechend in Szene gesetzt zu sein. Die Komplexität des Falls ergibt sich durch die Zeitspanne von 15 Jahren, die einfach vergangen sind und wo sich Leute ebenfalls entwickeln, kommen und gehen. Diese natürlichen Begleitumstände skizziert Haas (a) sehr gut und tragen (b) maßgeblich zum Gelingen der Story bei. Über etwas mehr als 9,5 Stunden erfährt man feinste kriminalistische Unterhaltung - bitte mehr davon. Mit Sebastian Seidel wurde ein Vorleser gefunden, der den Text von Haas perfekt in Szene setzt. Er hat eine unwahrscheinlich warme und einprägsame Stimme und schafft es mit ihr, jede Stimmung, Emotion und Entwicklung entsprechend zu modellieren. Dabei bereiten ihm stimmlich weder das schüchterne Bürschlein, der alte Knurzbär oder das betagte Mütterchen Probleme. Der Hörspaß wird zusätzlich durch seine klare und deutliche Aussprache, sowie der story-angepassten Sprechgeschwindigkeit gefördert.

Sehr langatmig geschrieben, habe zwar bis zum Ende durchgehalten, mich aber geärgert, dass ich diese wirre Geschichte nicht abgebrochen habe.