Niedertracht in österreichischem Gewand ... Krieg und Gier … schmerzhafte Erfahrungen mit der Liebe … bedrückende Erotik … ein österreichisches ´Pulp Fiction´.
Die LeserInnen werden Zeugen einer Chronik, durchzogen von österreichischen Trivialmythen. Sie erleben politische Verschwörungen und gesellschaftlichen Aufruhr, was dem Roman mit fortschreitender Dauer auch Shocker-hafte Züge verleiht.
Wesentliche Handlungsstränge berichten vom Bemühen christlich-fundamentalistischer Kräfte, einen die halbe Welt umspannenden reaktionären Gottesstaat zu konstituieren. Wir werden Zeugen des Ausgeliefertseins demokratisch gewählter Politiker an die Interessen von Lobbys und Banken. Die wichtigsten Staatsoberhäupter der Welt treten auf und man bekommt Einblick in deren skurrile bis abartige Verhaltensweisen.
Durch die Auseinandersetzung mit der zeitlosen Kleingeistigkeit des Menschen und dem immer wiederkehrenden Motiv eines körperlich und seelisch schmerzhaften Geschlechterkampfes, präsentiert der Roman ein pittoreskes Panoptikum unseres Kulturkreises – sowohl in intimsten Bereichen als auch auf höchster politischer Ebene.
Die drastischen Begegnungen mit Schmerzen aller Art verleihen dem Text existenzielle Tiefe. Allerdings sind bösartiger Humor sowie die Missachtung politisch-korrekter Imperative d e r charakteristische Wesenszug dieser reißerischen Chronik.
Dies wird auch durch die Verwendung sprechender Namen in der Tradition Nestroys, Schwabs oder Herzmanovsky-Orlandos offenbar.
"Zapfenstreich für Österreich" ist ein Trip voller Unglaublichkeiten, ein pompös saftiger Abgesang auf überkommene Strukturen am Beispiel einer fingierten österreichischen Gegenwart.
Ralos Znarf: Mit ´Zapfenstreich für Österreich´ wollte ich der menschlichen Selbstgerechtigkeit ans Bein pinkeln.