«Als ich zum ersten Mal im Fernsehen eine lila Kuh sah, wunderte ich mich. Im Gegensatz zu Stadtkindern, die so ein Tier noch nie gesehen hatte, wusste ich wohl, dass Kühe weiß-braun und nicht weiß-lila sind. Früh war mir klar: Milch kommt von der Kuh, und erst nachdem sie in der Kuh war, landet sie im Supermarkt. Stadtkinder, die anderer Meinung waren, lachte ich aus.
Am Nachmittag trafen wir uns auf einer Wiese. Wir versteckten uns in Sträuchern, kletterten auf Bäume und robbten durch das noch hohe Gras. Samstagvormittag wuschen die Väter ihr Auto, am Nachmittag mähten sie den Rasen. Nie wäre einer von uns kleinen Dingenskirchnern auf den Gedanken gekommen, das Dorf könnte eines Tages zu klein, zu miefig, zu uncool werden.
Jedes Kind sollte wissen, wie eine grüne Haselnuss schmeckt und wie sich Moos unter nackten Füßen anfühlt. Eine Kindheit auf dem Land ist so gut wie ein Haus am Meer.
Danke, Mama, danke, Papa, dafür. Doch eines Tages hörte ich auf, grüne Haselnüsse zu essen. Das ganze Schlamassel begann.»
Mit viel Witz erzählt Philipp Mattheis von seiner Jugend in Dingenskirchen, vom aussichtslosen Flirten mit der Dorfschönheit, von Randale an der Bushaltestelle, Saufgelagen hinter der Scheune und von der Sehnsucht nach der großen, weiten Welt – pointiert, sarkastisch und manchmal auch ein bisschen wehmütig.
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