»Reisen ins Fremde« versammelt 53 Reisereportagen weltweit. Sie wurden zwischen 1963 und 2019 geschrieben, also in politischen Systemen mit unterschiedlichem journalistischen Selbstverständnis. Da gab es »virtuelle Reisen« - ein Notbehelf, da DDR-Journalisten nur selten den Westen besuchen konnten. Wenn doch, wurde eine parteiliche Sicht auf den ideologischen Gegner erwartet; zumindest das berühmte Haar in der Suppe. Erkundungen im eigenen Lager jedoch waren »Besuche bei Freunden«, dem die Reportagen zu entsprechen hatten. Solche Zwänge entfielen nach 1989 - oder doch nicht ganz. Denn mancher Reisebericht ist jetzt mehr freundliche Werbung denn objektive Wertung. Auch die Gesinnung des Reporters prägt nicht selten sein Bild des bereisten Landes, ob er will oder nicht.
All das reflektieren Richters Reisereportagen; sie bedienen nicht nur die Neugier des Lesers über fremde Welten und Menschen, sondern sollen auch dessen eigene Urteilskraft schärfen. Richter studierte und promovierte an der Karl-Marx-Universität Leipzig, bildete dort selbst Journalisten aus. Er arbeitete für Tages- und Wochenzeitungen der DDR und der Bundesrepublik und betreibt seit 2006 den Blog »blogsgesang.de«.