Angesichts der neuen Unübersichtlichkeit globaler Entwicklungen
flüchtet sich die Wissenschaft, selbst die Philosophie, ins Fachspezialistentum
und in Einzelstudien. Dabei bedarf gerade unsere
verworrene Zeit einer Theorie, die ihren inneren Zusammenhang
aufklärt. Peter Trawny stellt sich diesem intellektuellen Wagnis: In
einer dichten, intensiven und unbedingten Denkanstrengung tastet
er die Topografie der von ihm Technik.Kapital.Medium (TKM)
genannten Weltform ab. Technik – hervorbringendes Vermögen, das
alles, was erfunden werden kann, schon erfunden hat –, Kapital – Bewegung
selbstverwertenden Wertes – und Medium – soghafte Repräsentation
aller Dinge – bilden eine absolute, ineinander verschränkte
Einheit selbstbezogener Immanenz, die alles integriert und keine
Freiheit in ihr, keine Alternative neben ihr mehr kennt: Unsere
Lebensziele konzentrieren sich in einem übersichtlichen Katalog.
Dieser bietet Biografien an, die sich aus den Möglichkeiten des
Universals TKM ergeben. Entgegen aller revolutionären Emphase
früherer Zeiten besteht die süße Tragik jedoch darin, dass TKM eine
Welt bildet, in der das Leben möglich ist. Von der Apokalypse sind
wir so weit entfernt wie vom Paradies. Doch etwas entzieht sich.
Die Philosophie als unmögliche und spurenlose Wissenschaft kann
der Verlusterfahrung in der perfekten Einheit von TKM nachgehen.
Doch sie erkennt, dass der Ausbruch – das Andere – unmöglich ist.