Paula Schlier

Paula Schliers (12.3.1899, Neuburg an der Donau - 28.5.1977, Bad Heilbrunn) Erstlingswerk "Petras Aufzeichnungen oder Konzept einer Jugend nach dem Diktat der Zeit" (1926) gilt als eines der ersten Bücher der Neuen Sachlichkeit mit dem Thema der "Neuen Frau" und ist eines der ersten Werke des investigativen Journalismus in deutscher Sprache. Darüber hinaus bezieht Schlier bereits hier deutlich Stellung gegen den Nationalsozialismus. Ihr zweites Buch "Chorónoz. Ein Buch der Wirklichkeit in Träumen" erschien 1928 im renommierten Kurt-Wolff-Verlag, es enthält Traum-Texte, die dem Surrealismus nahe scheinen. 1932 wandte sie sich auch literarisch dem Katholizismus zu. Sie war Mitarbeiterin der von Ludwig von Ficker herausgegebenen österreichischen Zeitschrift "Der Brenner".

Etliche Lebensstationen der Protagonistin in "Petras Aufzeichnungen" sind auch für Paula Schlier nachweisbar. Bereits 1915 meldete sie sich als freiwillige Kriegspflegerin beim Roten Kreuz. 1921 ging sie nach München, wo sie als Stenotypistin arbeitete. Bereits im Jänner 1923 erschienen ihre ersten Artikel gegen den Nationalsozialismus. Im Herbst 1923 ließ sich als Sekretärin im nationalsozialistischen Blatt "Völkischer Beobachter" anstellen, um, wie sie sagte, zu prüfen, "ob eine solche Volksbegeisterung wirklich jeder tieferen Berechtigung entbehren könne". So erlebte sie hautnah den Hitler-Ludendorff-Putschversuch in München 1923 mit. Und: Sie zeichnete alles auf, was sie hörte und sah. Der "Völkische Beobachter" besprach dieses Buch vernichtend. Abseits davon waren die Reaktionen durchwegs positiv, etliche sogar begeistert. Eine Folge von Schliers deutlicher Stellungnahme gegen den Nationalsozialismus - sie änderte ihre politische Haltung auch nach ihrer Konversion zum Katholizismus 1932 nicht - war ihre Verhaftung durch die Gestapo 1942. Ein Psychiatrie-Aufenthalt bewahrte sie vor dem KZ Dachau. Schlier konnte aus der Psychiatrie fliehen und sich bis zum Kriegsende verstecken. Seit 1948 lebte sie in Tutzing am Starnberger See. Nach dem Tod ihres Mannes übersiedelte Schlier nach Bad Heilbrunn, wo sie 1977 starb.
Paula Schliers Nachlass wird im Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck aufbewahrt.

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