Die vorliegende Chronik ist nicht nur eine beeindruckende Leistung in Bezug auf die Recherchierarbeit – es ist dem Autor gelungen, das Wesentliche zum Thema Hitler und die NSDAP auf objektive Art kurz, knapp und verständlich festzuhalten. Zudem fehlen auch aufschlussreiche Querverweise auf politische, wirtschaftliche soziale, kirchliche und kulturelle Ereignisse außerhalb Deutschlands, die parallel stattgefunden haben, nicht; sie helfen mit, ein umfassendes Bild der damaligen Zeit mit ihrer unvorstellbar grausamen Realität zu geben. Bruppacher beschreibt von Tag zu Tag anhand von Fakten und von geschickt ausgewählten Auszügen und Zitaten aus Reden (bis zur Lächerlichkeit!), Erlassen, Gesetzen, Pressemitteilungen usw. den unheimlichen Aufstieg Hitlers vom mittelmäßigen Schüler, Kunstmaler, Müßiggänger und Soldaten im Ersten Weltkrieg zum Führer der stärksten Partei der Weimarer Republik, zum absoluten Diktator und Herrscher über Europa – bis zum bitteren, unausweichlichen Ende. Zwischen den Zeilen kommt das mit unheimlich erschreckender Präzision organisierte nahende Unheil zutage, und es wird klarer, wie das Dritte Reich mit seinen Gestalten, seiner Propaganda und seinen Verbrechen entstanden ist.
Da die Täter, Opfer und Zeitzeugen allmählich aussterben und damit persönliche Erinnerung verloren geht, ist es wesentlich aufzuzeigen, wie die Zeit des Nationalsozialismus bis heute fortwirkt. Die Darstellung der geschichtlichen Zusammenhänge lässt erkennen, dass die Vergangenheit nicht verleugnet, verdrängt oder verharmlost, sondern aufgearbeitet werden muss. Paul Bruppachers Chronik ist ein weiteres Werk gegen das Vergessen.