IM SONNENWINKEL ist eine Familienroman-Serie, bestehend aus 75 in sich abgeschlossenen Romanen. Schauplatz ist der am Sternsee verträumt gelegene SONNENWINKEL. Als weitere Kulisse dient die FELSENBURG, eine beachtliche Ruine von geschichtlicher Bedeutung. Der Sonnenwinkel ist eine Zusammenfassung der kleinen Orte Erlenried und Hohenborn, in denen die Akteure der Serie beheimatet sind. Die einzelnen Folgen behandeln Familienschicksale, deren Personen wechseln, wenn eine Handlung abgeschlossen ist. Im Mittelpunkt, jedoch als Rahmenhandlung, stehen die immer wiederkehrenden Hauptpersonen, die sich langsam weiterentwickeln. So trennt den ersten und letzten Roman in etwa ein Jahrzehnt.
Zögernd öffnete Stefanie Fanchon den Brief, der mit der Morgenpost gekommen war. Eine halbe Stunde lag er schon vor ihr auf dem Tisch, und immer wieder hatte sie auf den Absender gestarrt. »Rechtsanwalt Dr. Herbert Wilkens«, stand da. Sie hatte den Namen nie gehört, aber die Tatsache, einen Brief von einem Rechtsanwalt zu bekommen, erschreckte sie. Ein kleiner Finger tippte auf ihre Hand. Er war ein bisschen klebrig. »Warum machst du den Brief nicht auf, Mami?«, fragte ihr Söhnchen. »Ich wollte ihn ja gerade aufmachen, Nikki«, murmelte sie. »Na, dann mach doch schon, damit wir endlich Fritzi abholen können«, drängte der Knirps. Du lieber Himmel, an Fritzi – damit war ihre jüngere Schwester Friederike gemeint – hatte sie gar nicht mehr gedacht. Jetzt hieß es, sich zu beeilen, wenn sie noch rechtzeitig zum Bahnhof kommen wollte. Ungeöffnet wanderte der Brief in ihre Handtasche. Das störte den kleinen Nikki jetzt allerdings wenig, denn er war schon voller Erwartung, was seine junge Tante von ihrer Reise zu berichten hatte. Er ließ es auch geduldig über sich ergehen, dass seine Mami ihm Gesicht und Hände wusch, und wenig später knatterte der schon recht altersschwache Wagen davon. »Wenn Fritzi nun Lehrerin wird in dem Ort … Wie heißt er doch, Mami?«