Das Schweigen über den bundesdeutschen Neorassismus ist gebrochen, ausgelöst durch den Anstieg rassistischer Gewalt, der mit der Vereinigung einherging, und durch die faktische Abschaffung des Grundrechts auf Asyl. Doch die Forschung konzentriert sich auf rechtsextremistische Aktivitäten und hier auf Jugendliche – mit diesem Fokus auf marginale Akteure wird das Problem selbst marginalisiert. Antirassistische Initiativen wiederum lokalisieren rassistische Haltungen und Praktiken vor allem im Staat und bei seinen RepräsentantInnen. Bei beiden Ansätzen bleibt die alltägliche Diskriminierung so unsichtbar wie die Bedeutung, die Konstruktionen des Anderen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt haben.
Dieser Band zeigt, dass und wie Rassismus Bestandteil der westlichen Welt ist. Die Analyse seiner Geschichte und Gegenwart in der Perspektive seiner Überwindung ist notwendig auch eine Analyse der Widersprüche und Unterdrückungsformen, die unsere westeuropäischen Gesellschaften insgesamt ausmachen.