Leicht und direkt erzählt Milena Michiko Flaar von der Liebe, der Angst und dem Sein.
Franziskas Mutter liegt im Sterben. Es ist ein langsamer Prozess, der sich über die erste Verstörung, das erste Vergessen, den ersten Realitätsverlust vollzieht. Momente, die Franziska irritieren, da sie das Bild ihrer Mutter, einer von Disziplin und Kontrolle geleiteten japanischen Emigrantin, vollends zu verwischen drohen. Durch die Umkehrung der Rollen und ihre plötzliche Hilfsbedürftigkeit erscheint Franziskas Mutter als eine Unbekannte, eine Fremde. Vor den Augen ihrer Tochter verwandelt sie sich zurück in jene junge Frau, die sie einmal war - mit Sehnsüchten, Hoffnungen und Leidenschaften.
Nach dem Tod ihrer Mutter öffnet sich für Franziska eine Lücke. Eine neue Art der Einsamkeit. Ein Spalt, durch den hindurch sie sich auf eine Reise begibt - oder auf die Suche nach einer anderen, ja nach der allumfassenden Mutter schlechthin. Milena Michiko Flaar zaubert mit stilistischer Souveränität eine Intensität der Gefühle herbei.