Grüblerisch waren die Gedichte von Matthias Rürup schon immer. In diesem Band macht er es aber zum Thema - und damit zu einem befragt-bezweifelten, poetisch um- und bespielten Gegenstand. Ernst zu sein in seinen verschiedenen Spielarten (vernünftig-konsequent, pflichtbewusst-verlässlich, ehrlich-empathisch) erscheint in diesen Texten eher als Problem, als eine allzu unflexible und allzu humorfreie Festlegung. Wobei - auch das zeichnet diese Texte aus - man sich nicht allzu sehr auf das sprechende Ich verlasen sollte. Es steht nicht für wichtige Erkenntnisse oder mögliche Lösungen, sondern ist - ähnlich wie das "Chefchen" in Rürups vorherigem Gedichtband oder den "Igelgesängen" noch davor - eine fehlerhaft-unzuverlässige Person. Kein Held, keine Lichtgestalt und womöglich nicht einmal sympathisch. Aber genau deswegen, sind Rürups Gedichte eine Einladung dazu, sich unverstellt dem Alltag, dem normalen (und eigenem) Mittelmaß, seinen Begrenzungen und Widersprüchen zu stellen, das sich hier in vielen kleinen, lustvoll gestalteten Miniaturen präsentiert.