Diese Ausgabe von "Geschichte des Doctor Faustus" wurde mit einem funktionalen Layout erstellt und sorgfältig formatiert.
Aus dem Buch:
"Bei solchem unstäten Lebenswandel hatte Doctor Faustus nun bereits die Hälfte der Jahre verbracht, die er sich durch den Pact ausbedungen. Er konnte sich wol vieler lustigen Stunden und Tage erinnern, aber keines einzigen zufriedenen Augenblicks. Er machte deshalb dem Mephistopheles bittere Vorwürfe, und schalt ihn einen Betrüger und einen Verführer von Anbeginn. Der aber lachte höhnisch und sagte: "Was können denn wir dafür, wenn dein Herz unersättlich ist, wie ein durchlöcherter Schlauch? Hat dir je unser Dienst gefehlt, noch irgend etwas, das uns zu Gebote steht auf dieser Welt? Verlange was du willst, wir geben dir's. Aber freilich, wenn du über dein Verlangen verlangest, und das Unendliche im Endlichen erstrebest, da hört unsere Macht auf, und unser bester Wille reicht nicht mehr hin. Doch getrost! es steht dir noch eine Fülle von Freuden, es steht dir die Welt offen. Dieses Deutschland macht die Menschen melancholisch; das ewige Schlemmen und Demmen kocht dickes Blut, und das eitle Speculiren und Disputiren verrückt den besten Kopf. Komm, wir führen dich in andere Gegenden, wo die Lüfte milder, die Früchte süßer, die Mägdlein reizender sind! Auf, nach Wälschland!" Kaum daß er das Wort ausgesprochen, stand schon draußen ein mit zwei geflügelten Drachen bespannter Wagen, welchen nun Doctor Faustus mit dem Mephistopheles bestieg."
Ludwig Aurbacher (1784-1847)wurde in der Familie eines Nagelschmieds in Türkheim geboren. Aurbacher war ein deutscher Schriftsteller. Sein bekanntestes Werk ist die zweibändige Sammlung von im Volkston verfassten Erzählungen, die 1827–1829 zunächst anonym unter dem Titel Ein Volksbüchlein erschien. Vor allem die dort enthaltenen Geschichten von den Sieben Schwaben wurden populär.