Diese Erinnerungen der deutschen Malerin Lou Albert-Lasard gehören zu den originellsten Äußerungen über Rainer Maria Rilke. In ihnen wird der Glanz, aber auch die Last seines eigenwilligen Lebens in höchst eindringlicher Weise deutlich.
Albert-Lasard und Rilke lernten sich kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs in einem kleinen Dorf in der Nähe von München kennen. Mitte Mai 1916 – Rilke war gerade vom Militärdienst freigestellt – kam sie nach Wien, um ihn zu malen. Doch es ist nicht das Porträt und seine Entstehung allein, was die Malerin hier beschreibt: es sind, neben dem manches in ihrem Leben bestimmenden Eindruck ihrer Begegnung mit ihm, vielmehr auch andere Freunde, die sie durch ihn kennenlernt: Hugo von Hofmannsthal, Rudolf Kaßner, Ludwig Derleth, Karl Wolfskehl, Lou Andreas-Salomé, Hans Carossa, Stefan Zweig und Paul Klee. Das Entscheidende, das Eigentliche aber bleibt die Mitteilung des unmittelbaren, inspirierenden Erlebnisses der Malerin durch den Dichter.
(Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)