Eine deutsch-jüdische Familiengeschichte Heinz Drossel hatte dank seines katholischen Elternhauses von Jugend an verinnerlicht, dass Menschlichkeit auch in schwierigen Zeiten über allem stehen soll. Um sie zu verteidigen, scheute er kein Risiko. Der Wehrmachtoffizier ließ einen gefangenen Rotarmisten entkommen und organisierte für mehrere Juden ein Versteck. Auch Marianne Hirschfeld, eine junge Mutter von zwei Kindern, die sich aus Verzweiflung umbringen wollte, rettete er. Die Nazis hatten fast alle ihre Angehörigen ermordet, sie überlebte im Untergrund – und traf Heinz nach dem Krieg zufällig wieder. Sie heirateten 1946. Der Neubeginn war für beide schwer. Ihre Emigrationspläne scheiterten. Drossel erlebte im Justizdienst, wie Nazis weiterhin Karriere machten. Seine Eltern wohnten seit der Liquidation ihres Geschäfts Anfang 1943 in Senzig bei Königs Wusterhausen. Der Vater, 1946 zum Bürgermeister der Gemeinde gewählt, musste wegen angeblicher Wirtschaftsvergehen drei Jahre im Zuchthaus Luckau absitzen. Heinz und Marianne Drossel blieben Außenseiter, auch als sich Heinz von Westberlin nach Baden Württemberg versetzen ließ, wo er es zum Präsidenten des Sozialgerichts in Freiburg brachte. Erst mit der Ehrung als „Gerechter unter den Völkern“ im Jahr 2000 und der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 2001wurde Heinz Drossels Widerstand gegen das Unrecht im Nationalsozialismus gewürdigt. „Für Heinz Drossel war die Solidarität mit Verfolgten ‚eine Selbstverständlichkeit’. Er war ein außergewöhnlicher und mutiger Mann, ein moralisches Vorbild.“ Wolfram Wette