In den 1980er-Jahren, jener bewegten Übergangsepoche kurz vor dem Mauerfall, porträtierte Jörg Otto Meier im Zeitraum von acht Jahren die Menschen seines Stadtteils Hamburg-St. Pauli und blickte mit viel Einfühlungsvermögen hinter die Kulissen dieses weltberühmten und berüchtigten Rotlichtviertels. Die soziale Vielfalt der fotografierten und interviewten Bewohner und Besucher könnte kaum größer sein: Gastwirte, Prostituierte, Ärzte, Obdachlose, Polizisten, Kinder ... sie alle schauen aus ruhig inszenierten Schwarz-Weiß-Aufnahmen dem staunenden Betrachter unverwandt in die Augen und plaudern im Originalton drauflos. Sie berichten, schwadronieren und philosophieren über ihre Erfahrungen, Lebensansichten und Tätigkeiten – in gebrochener, dialektgefärbter Umgangssprache oder exzellentem Hochdeutsch. Die Menschen zeigen sich ungewöhnlich offen, humorvoll und manchmal auch frivol, verraten teilweise recht bizarre biografische Details und werden vom Autor kommentarlos in chronologischer Reihenfolge vorgestellt. Gestochen scharfe Fotografien illustrieren und bereichern nicht nur die Texte, sondern charakterisieren die Wesenszüge der Porträtierten mit Respekt und Sympathie.