1759 verstarb Georg Friedrich Händel 74-jährig. Um den Tod und die Erkrankungen des berühmten Komponisten ranken sich etliche Spekulationen: Rheuma soll ihn geplagt haben, auch einen Schlaganfall soll er, ähnlich wie seine Mutter, erlitten haben. In den letzten Lebensjahren habe ihn eine Erblindung beeinträchtigt. Schließlich soll er einem Tumorleiden erlegen sein.
Heinz Baum macht sich in seinem vorliegenden Buch auf Spurensuche. Dabei stützt er sich auf zeitgenössische Quellen und überprüft die aus Händels Zeit stammenden Diagnosen anhand moderner wissenschaftlicher und medizinischer Maßstäbe. Denn im 18. Jahrhundert verschrieb sich die Medizin noch der Humoralpathologie – der Säftelehre –, und auf dieser Grundlage gestellte Diagnosen halten heutigen medizinischen Standards nicht stand.
Baum stellt die für Händel in Frage kommenden Krankheitsbilder ausführlich dar und wägt sorgfältig ab, an welchen Händel gelitten haben könnte. Der Leser erhält Einblick in den Gang der Diagnostik und kann die sich ergebenden Resultate gut nachvollziehen. Dabei kommt Baum zu einem ganz anderen Schluss, als es die herkömmlichen Diagnosen vermuten lassen.