In seiner Heimatstadt Venedig war der dreißigjährige Tunichtgut Casanova obrigkeitlich belangt und am 25. Juli 1755 ins Staatsgefängnis im Dogenpalast geworfen woren. Mit fabelhafter Geduld, überlegener Intelligenz und bewundernswerter Kühnheit gelang ihm am 1. November 1756 der Ausbruch.
Dreißig Jahre später hat er die Geschichte aufgezeichnet und herausgebracht, Jahre vor der Niederschrift seiner vielbändigen Memoiren und Jahrzehnte vor deren Publikation. Nach seiner Flucht ging er nach Paris. Von dort schreibt am 8. Januar 1759 die (möglicherweise auch nicht völlig seriöse) Justinienne Wynne an ihren venezianischen Liebhaber Andrea Memmo: "Neulich saß in der Loge neben uns der berühmte Casanova. Er erkannte uns und kam herüber. Jetzt ist er täglich bei uns, obwohl mir seine Gesellschaft nicht zusagt. Casanova hat eine Equipage und Diener und ist prächtig gekleidet. Er hat zwei sehr schöne Brillantringe, zwei verschiedene Uhren von erlesenem Geschmack und goldene Dosen, und er trägt immer Spitzen. Er hat, ich weiß nicht wie, Zugang zu allen Häusern der Pariser Gesellschaft. Er behauptet, er sei Teilhaber einer Lotterie, und rühmt sich, dass ihm das viel einbringe. Aber mir wurde auch gesagt, er werde von einer reichen alten Dame ausgehalten. Er ist ungeheuer von sich eingenommen und auf lächerliche Weise eitel, kurz: er ist unausstehlich – außer er spricht von seiner Flucht aus den Bleikammern, die er ganz wunderbar erzählt."