Mode als das Andere der Natur steht für eine durch und durch ästhetische Praxis zur bewussten Gestaltung der eigenen Person und damit für eine Praxis der sozialen Ein- und Ausgrenzung, also auch der Geschlechterdifferenzierung. Das bedeute wiederum, sagt Getrud Lehnert in ihrem Beitrag im Kursbuch 192, dass Mode nicht nur abbildet, ein "natürliches", also biologisch bestimmtes Geschlecht repräsentiert, sondern zu einem wesentlichen Teil an der Produktion von Geschlecht im Sinne von Gender mitwirkt. Denn bei grundsätzlich jeder Darstellung von Geschlecht geht es nicht um Abbildung einer bereits konturierten Identität, sondern ganz entscheidend um deren Hervorbringung. Aus diesem Grund bleiben, ja müssen Spielweisen, Freiheiten, Grenzüberschreitungen von Mode immer im Rahmen bleiben, im Rahmen der geschlechterdifferenzierenden Zuschreibungen, die als stillschweigende Übereinkünfte zur Wirkung kommen.