Nepomuks Philosophische Kurzanekdoten

Gerhard Branstner

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Beschreibung zu „Nepomuks Philosophische Kurzanekdoten“

Mit drei Dingen kennt sich der Autor gut aus – mit Heiterkeit, mit Dialektik und mit Lebenskunst.
Lebenskunst
Nepomuk unterhielt sich mit seinem Nachbarn über das Wetter. Als es anfing zu regnen, wechselte er das Thema.
Aber auch andere dieser kleinen Sprachkunstwerke regen zum vergnüglichen Nachdenken an – über sich und andere:
Die Zeit der Wunder
Als während eines erregten Disputs eine wunderliche Behauptung aufgestellt wurde, warf einer der Anwesenden einen Gegenstand in die Luft, um damit zu sagen, dass er für die Behauptung nicht mehr gebe als dafür, dass der Gegenstand nicht wieder herunterfalle. Nepomuk machte den Herrn darauf aufmerksam, dass er in diesem Falle die fragliche Behauptung geradezu legitimiere, denn mit dem ersten Sonnensputnik sei das Wunder, dass ein Gegenstand nicht wieder zur Erde zurückfiel, Wirklichkeit geworden.
„Daran sieht man, dass in unserem Zeitalter manche Begriffe nicht mehr in der allen Weise verwendet werden können. Denn die neuen Wunder unterscheiden sich von den alten dadurch, dass sie wirklich geschehen. Sie sind überprüfbar.“
Vom Nutzen des Zusehens
Nepomuk beobachtete gern Versuche, verzwickte Probleme zu lösen. „Nicht nur, dass man sich dadurch manches Lehrgeld erspart, vor allem“, so betonte er stets, „man kann dabei Menschen kennenlernen.“
Das kleine Einmaleins
Als es auf einen Menschen zu sprechen kam, der zum Klassengegner übergelaufen war, meinte Nepomuk: „Ein Sozialist, der im Kampf gegen den Kapitalismus versagt, ist wie ein Mathematiklehrer, der sich beim Korrigieren von Rechenaufgaben zu den Fehlern bekehrt.“
Und fast zum Schluss kommt der Autor wieder auf eines seiner Lieblingsthemen zu sprechen:
Das Paradoxon der Lebenskunst
„Gewöhnlich wird das Leben für eine Kunst, das Sterben gemeinhin jedoch für etwas gehalten, das selbst der Dümmste, ohne es gelernt zu haben, allemal und im rechten Augenblick zuwege bringt. Das aber ist ein Irrtum“, erklärte Nepomuk. „In Wirklichkeit sterben wir täglich, von Kind auf, denn täglich sterben uns Gefühle, Gedanken, Erinnerungen und andere Lebensinhalte (wie täglich neue geboren werden). Und damit fertig zu werden ist oft sehr schwierig, nicht damit fertig zu werden aber immer schmerzhaft, wenn nicht sogar tragisch. Daher besteht die Kunst des Lebens recht eigentlich darin, das Sterben frühzeitig und immer besser verstehen zu lernen.“
Es wäre nicht schlecht, hätte man immer irgendwie seinen eigenen Nepomuk dabei.

Über Gerhard Branstner

Geboren am 25.Mai 1927 in Blankenhain / Thüringen, Volksschule, drei Jahre Verwaltungslehre.
1945 Soldat im 2. Weltkrieg, bis 1947 in amerikanischer, französischer und belgischer Kriegsgefangenschaft.
1949 – 1951 Abitur an der ABF Jena, 1951 bis 1956 Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, 1963 Promotion (Dr. Phil.).
1956 - 1962 Dozent an der Humboldt-Universität, 1962 – 1964 Lektor, 1966 - 1968 Cheflektor Eulenspiegelverlag/ Das Neue Berlin.
Ab 1968 freiberuflicher Schriftsteller.
2008 in Berlin verstorben.
Bibliografie
IST DER APHORISMUS EIN VERLORENES KIND? Literarische Miniaturen, Aufbau-Verlag Berlin 1959.
ZU BESUCH AUF DER ERDE. Unwahre Begebenheiten, Mitteldeutscher Verlag Halle (Saale) 1961.
NEULICHKEITEN. Geschichten mit und ohne Spaß, Eulenspiegel Verlag Berlin 1964.
DER VERHÄNGNISVOLLE BESUCH. Kriminalroman, Verlag Das Neue Berlin 1967.
DIE REISE ZUM STERN DER BESCHWINGTEN. Utopischer Roman, Hinstorff Verlag Rostock 1968.
DIE WEISHEIT DES HUMORS. Sprüche und Aphorismen zur Lebenskunst, Hinstorff Verlag Rostock 1968.
NEPOMUKS PHILOSPHISCHE KURZANEKDOTEN, Hinstorff Verlag Rostock 1969.
DER FALSCHE MANN IM MOND. Utopischer Roman, Hinstorff Verlag Rostock 1970.
DER NARRENSPIEGEL, Hinstorff Rostock 1971.
DER ASTRONOMISCHE DIEB. Utopische Anekdoten, Verlag Das Neue Berlin 1973.
VOM HIMMEL HOCH oder Kosmisches Allzukosmisches, Verlag Das Neue Berlin 1974.
DER STERNENKAVALIER. Eine Utopie, Verlag Das Neue Berlin 1976.
DER ESEL ALS AMTMANN oder Das Tier ist auch nur ein Mensch, Buchverlag Der Morgen Berlin 1977.
DER HIMMEL FÄLLT AUS DEN WOLKEN. Heitere Spiele, Buchverlag Der Morgen Berlin 1977.
KANTINE. Eine Disputation in fünf Paradoxa, Hinstorff Verlag Rostock 1977 (2., die Bühnenfassung berücksichtigende Auflage: 1981).
PLEBEJADE oder Die wundersamen Verrichtungen eines Riesen, Buchverlag Der Morgen Berlin 1978.

HANDBUCH DER HEITERKEIT, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1979.
DER INDISKRETE ROBOTER. Utopische Erzählungen, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1980.
DIE OCHSENWETTE. Anekdoten nach dem Orientalischen geschrieben, Hinstorff Verlag Rostock 1980
KUNST DES HUMORS - HUMOR DER KUNST. Beitrag zu einer fröhlichen Wissenschaft, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1980.
GERHARD BRANSTNERS SPRUCHSÄCKEL, Buchverlag Der Morgen Berlin 1982.
DIE UNMORALISCHE TUGEND Nepomuks, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1982.
DAS EIGENTLICHE THEATER ODER DIE PHILOSOPHIE DES AUGENBLICKS. Ein Traktat - Ein Spiel - Ein Vergleich, Mitteldeutscher Verlag Halle - Leipzig 1984.
DAS VERHÄNGNIS DER MÜLLERSTOCHTER. Sänge und Reime, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1985.
DER NEGATIVE ERFOLG. Phantastische Geschichten, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1985.
HEITERE POETIK. Von der KANTINE zum THEATER, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1987.
HEITERE DRAMATIK. Vom Talisman zum Schwitzbad, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1988.
REVOLUTION AUE KNIEN oder Der wirkliche Sozialismus. Philosophisch-Politische Essays, Verlag am Park Berlin 1997.
ROTFEDER. Die Todsünden des „realen Sozialismus" und andere Welterfahrungen, Verlag am Park Berlin 1998.
WITZ UND WESEN DER LEBENSKUNST oder Die zweite Menschwerdung. Fortgesetzter Marxismus Essays und Glossen, GNN Verlag Schkeuditz 1999.
MARXISMUS DER BELETAGE. Ansätze einer Philosophie der Politischen Ökonomie (Marxistisches Forum, Heft 25) Berlin, Januar 2000.


Verlag:

EDITION digital

Veröffentlicht:

2022

Druckseiten:

ca. 19

Sprache:

Deutsch

Medientyp:

eBook


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