Handbuch der Heiterkeit

Gerhard Branstner

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Beschreibung zu „Handbuch der Heiterkeit“

Zweifellos war Eulenspiegel ein heiterer Mann. Von ihm und seinen Eulenspiegeleien reden die Leute noch immer. Daher ist es völlig logisch, dass Eulenspiegel ein Platz in einem Handbuch der Heiterkeit gebührt. Zu diesem Zweck hat Branstner sogar eine Kabarettoper geschrieben, die so beginnt:
Die Narrenschaukel
1. Bild. Die Narrheit lebt auf großem Schuh
Volksmenge in historischen Trachten (aus der Zeit des historischen Eulenspiegels), dazu einige Spielleute oder Gaukler. Die Menge starrt in die Höhe und verfolgt in gleichförmiger Bewegung einen bestimmten, für den Zuschauer nicht sichtbaren Vorgang in der Luft und gibt staunende A- und O-Rufe von sich, die zu einem A-und-O-Chor werden. Da kommt ein großes Bündel Schuhe aus der Luft mitten in die Menge geflogen. Der Chor bricht ab, und die Menge stürzt sich auf die Schuhe:
Meine Schuh, o der Schelm, wo sind meine Schuh.
(Eine Rauferei beginnt)
Hier sind sie, nein hier.
Mir gehört der Schuh, nein mir.
Hier, nein hier. Mir, nein mir.
Her den Schuh!
Gib doch Ruh!
EIne einzelne Stimme: Heiliger Josef, wo sind meine Schuh!
Menge:
Großer Gott, welch Graus
Keiner find’t sein’ Schuh mehr raus.
Her den Schuh!
Gib doch Ruh!
Eulenspiegel kommt an einem Seil (oder auf andere Weise) auf die Mitte der Bühne gesprungen. Alle wenden sich ihm zu, verfolgen ihn. Er flüchtet auf einen erhabenen Punkt (Treppengeländer o. ä.)
Menge: Meine Schuh, o der Schelm, wo sind meine Schuh. Wo sind meine Schuh! Her den Schuh!
Eulenspiegel: Gebt doch Ruh!
Menge: Her den Schuh!
Eulenspiegel: Gebt doch Ruh! (flüchtet sich auf einen anderen erhabenen Punkt)
Menge: (folgt ihm)
Her den Schuh!
Eulenspiegel: Gebt doch Ruh!
Menge: Her den Schuh!
Eulenspiegel: Gebt doch Ruh
und hört mir endlich zu (Ruhe tritt ein)
Eulenspiegel: (wendet sich an die Zuschauer)
Was ihr hier seht,
Hat keine Wirklichkeit.
Nichts als ein heiterer Spuk
aus längst vergangner Zeit
Die Menge ist in geisterhafter Ruhe erstarrt. Eulenspiegel reißt sich die Eulenspiegelmaske ab
Fort ins Geisterreich! (Er scheucht die ganze Gesellschaft von der Bühne, sie schwebt geisterhaft davon)
Eulenspiegel hebt einen einzelnen Schuh auf, das einzige Stück Wirklichkeit, das der Spuk zurückgelassen hat. Er hält den Schuh zögernd in der Hand und blickt den Davonschwebenden sinnend nach. Mit dem Schuh in der Hand wendet sich Eulenspiegel wieder dem Publikum zu: Verehrtes Publikum!
Der Spuk ist zwar vertrieben,
doch ein Stück Narretei (Er betrachtet den Schuh)
ist uns bis heut verblieben

Über Gerhard Branstner

Geboren am 25.Mai 1927 in Blankenhain / Thüringen, Volksschule, drei Jahre Verwaltungslehre.
1945 Soldat im 2. Weltkrieg, bis 1947 in amerikanischer, französischer und belgischer Kriegsgefangenschaft.
1949 – 1951 Abitur an der ABF Jena, 1951 bis 1956 Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, 1963 Promotion (Dr. Phil.).
1956 - 1962 Dozent an der Humboldt-Universität, 1962 – 1964 Lektor, 1966 - 1968 Cheflektor Eulenspiegelverlag/ Das Neue Berlin.
Ab 1968 freiberuflicher Schriftsteller.
2008 in Berlin verstorben.
Bibliografie
IST DER APHORISMUS EIN VERLORENES KIND? Literarische Miniaturen, Aufbau-Verlag Berlin 1959.
ZU BESUCH AUF DER ERDE. Unwahre Begebenheiten, Mitteldeutscher Verlag Halle (Saale) 1961.
NEULICHKEITEN. Geschichten mit und ohne Spaß, Eulenspiegel Verlag Berlin 1964.
DER VERHÄNGNISVOLLE BESUCH. Kriminalroman, Verlag Das Neue Berlin 1967.
DIE REISE ZUM STERN DER BESCHWINGTEN. Utopischer Roman, Hinstorff Verlag Rostock 1968.
DIE WEISHEIT DES HUMORS. Sprüche und Aphorismen zur Lebenskunst, Hinstorff Verlag Rostock 1968.
NEPOMUKS PHILOSPHISCHE KURZANEKDOTEN, Hinstorff Verlag Rostock 1969.
DER FALSCHE MANN IM MOND. Utopischer Roman, Hinstorff Verlag Rostock 1970.
DER NARRENSPIEGEL, Hinstorff Rostock 1971.
DER ASTRONOMISCHE DIEB. Utopische Anekdoten, Verlag Das Neue Berlin 1973.
VOM HIMMEL HOCH oder Kosmisches Allzukosmisches, Verlag Das Neue Berlin 1974.
DER STERNENKAVALIER. Eine Utopie, Verlag Das Neue Berlin 1976.
DER ESEL ALS AMTMANN oder Das Tier ist auch nur ein Mensch, Buchverlag Der Morgen Berlin 1977.
DER HIMMEL FÄLLT AUS DEN WOLKEN. Heitere Spiele, Buchverlag Der Morgen Berlin 1977.
KANTINE. Eine Disputation in fünf Paradoxa, Hinstorff Verlag Rostock 1977 (2., die Bühnenfassung berücksichtigende Auflage: 1981).
PLEBEJADE oder Die wundersamen Verrichtungen eines Riesen, Buchverlag Der Morgen Berlin 1978.

HANDBUCH DER HEITERKEIT, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1979.
DER INDISKRETE ROBOTER. Utopische Erzählungen, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1980.
DIE OCHSENWETTE. Anekdoten nach dem Orientalischen geschrieben, Hinstorff Verlag Rostock 1980
KUNST DES HUMORS - HUMOR DER KUNST. Beitrag zu einer fröhlichen Wissenschaft, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1980.
GERHARD BRANSTNERS SPRUCHSÄCKEL, Buchverlag Der Morgen Berlin 1982.
DIE UNMORALISCHE TUGEND Nepomuks, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1982.
DAS EIGENTLICHE THEATER ODER DIE PHILOSOPHIE DES AUGENBLICKS. Ein Traktat - Ein Spiel - Ein Vergleich, Mitteldeutscher Verlag Halle - Leipzig 1984.
DAS VERHÄNGNIS DER MÜLLERSTOCHTER. Sänge und Reime, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1985.
DER NEGATIVE ERFOLG. Phantastische Geschichten, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1985.
HEITERE POETIK. Von der KANTINE zum THEATER, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1987.
HEITERE DRAMATIK. Vom Talisman zum Schwitzbad, Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1988.
REVOLUTION AUE KNIEN oder Der wirkliche Sozialismus. Philosophisch-Politische Essays, Verlag am Park Berlin 1997.
ROTFEDER. Die Todsünden des „realen Sozialismus" und andere Welterfahrungen, Verlag am Park Berlin 1998.
WITZ UND WESEN DER LEBENSKUNST oder Die zweite Menschwerdung. Fortgesetzter Marxismus Essays und Glossen, GNN Verlag Schkeuditz 1999.
MARXISMUS DER BELETAGE. Ansätze einer Philosophie der Politischen Ökonomie (Marxistisches Forum, Heft 25) Berlin, Januar 2000.


Verlag:

EDITION digital

Veröffentlicht:

2022

Druckseiten:

ca. 204

Sprache:

Deutsch

Medientyp:

eBook


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