»Es ist das große Turnier Himmel gegen Hölle«, singt ein Troubadour Mitte des 12. Jahrhunderts über die Kreuzzüge. Wer den Konflikt mit den Augen der Gegenwart betrachtet, wird Schwierigkeiten haben, das Phänomen der Templer zu verstehen. Männer aus der aristokratischen Oberschicht verzichten auf Privilegien, Frauen und Freuden, um ein asketisches Leben zu führen. Als Ritter und Mönch in einer Person verkörpert der Templer die beiden prägenden Ideale des Mittelalters. »Denn nicht ohne Grund trägt er das Schwert; er steht im Dienst Gottes«, schwärmt der heilige Bernhard von Clairvaux. Die Templer sind Elitekrieger, deren Mut und Disziplin Schlachten entscheiden. Die Mönche sind zugleich brillante Geschäftsleute. Ihre Güter im Abendland gleichen Musterbetrieben, und im Bankwesen setzen die Templer Maßstäbe. Da die Ritter und ihr Besitz einzig der Autorität des Papstes unterstellt sind, stehen sie dem Machtstreben Philipps IV. von Frankreich im Weg. Es wird der größte Schauprozess des Mittelalters. Zeugen werden gekauft und Geständnisse unter der Folter erpresst. Die Vorwürfe: Götzendienst und homosexuelle Praktiken. 1312 löst Philipps Marionettenpapst Clemens V. den Orden auf. Doch den Mythos kann der Papst nicht vernichten. Bis heute stellen sich Menschen in die Tradition der Templer – von harmlosen Schwärmern fürs Mittelalter bis hin zu esoterischen Brandstiftern.-